Erfurt. Fußball, Landesklasse: Erfurt Nord tut sich mit aggressiven Sömmerdaern schwer. Kolpars Kopfballtor entscheidet das Spiel

Während ein paar Meter weiter Sömmerdas Trainer Dominik Hoffmann enttäuscht Richtung Kabine stapfte und mit dem aus seiner Sicht irregulären Tor des Tages haderte, grinste dessen Schütze breit. „Für mich war es regulär, da waren keine Hände dabei“, meinte Serkan Kolpar, Stürmer des FC Erfurt Nord, auf die Frage, ob er sich beim Siegtreffer aufgestützt habe – und fügte ob seiner Körpergröße von nur 1,70 Meter verschmitzt hinzu: „Ich werde langsam zum Kopfballungeheuer.“

FSV-Trainer Hoffmann, dessen Team dem Aufstiegsfavoriten einen großen Kampf geliefert hatte, am Ende aber wie schon gegen An der Lache/Concordia unglücklich mit leeren Händen dastand, war bedient: „Meine Jungs hatten heute mehr verdient. Vorn hat leider der letzte Punch gefehlt, aber auf dieser Leistung können wir aufbauen.“

Tatsächlich hätte sich Nord, das nach dem Dreier für einen Tag an der Spitze thronte, über eine Punkteteilung nicht beschweren dürfen. Vor allem in der ersten Halbzeit ließen die Sömmerdaer Jungspunde mit intensiver Laufarbeit und Zweikampfführung dem Favoriten wenig Raum für Kreatives. Zwar konnte Nord das frühe Pressing der Gäste durch schnelle Seitenverlagerungen gut auflösen, doch nach vorn fehlten lange Zeit die Ideen. Das galt jedoch auch für die Sömmerdaer, die mit dem eigenen Ballbesitz – auch, weil wichtige Spieler fehlten – noch weniger anzufangen vermochten. So war früh zu erkennen, dass das Missgeschick zweier älterer Herren, denen die Plastikkarten für die Toranzeige zu Boden purzelten, nicht als Omen für das Spiel dienen konnte.

Nords regionalligaerfahrener Abwehrrecke Tobias Eckermann, der mit Kapitän Stephan Wetzold schon so eingespielt wirkt, dass das Duo die Trumpfkarte im Titelkampf werden könnte, mahnte bei der ersten Trinkpause nach 28 Minuten zurecht an: „Wir müssen mehr erzwingen!“ Bis dato hatte sich sein Team erst eine gute Chance erspielt, als Menz Maiele bediente, der den Ball aus Nahdistanz übers Tor knallte (12.).

Es blieb indes bis zur Pause die einzige, während Sömmerda fast von einem Eigentor profitierte, als Decker die Flanke des auffälligen Schuhte per Schienbein knapp vorbeisetzte (41.).

So durfte Hoffmann zur Pause zufrieden sein, während der noch verletzte Nord-Stratege Christoph Weichert monierte: „Klar hat Sömmerda eine junge, bissige Truppe. Aber bei unseren Ambitionen muss uns mehr einfallen.“

Das tat es dann auch im zweiten Durchgang. Zunächst traf Andy Pham drei Meter vor dem Tor aus der Drehung den Ball nicht (49.), vier Minuten später war es so weit: Decker führte einen Einwurf schnell aus, Maiele flankte präzise an den zweiten Pfosten, wo Kolpar mit Anlauf seinen Größennachteil wettmachte und einköpfte. Sömmerda reklamierte wütend, aber der Treffer zählte.

Dass er der einzige des Tages blieb, war in der offener geführten Schlussphase einzig dem beiderseitigen Unvermögen zuzuschreiben. Allein der als Feldspieler eingewechselte Ersatzkeeper Geoacas vergab für Nord dreimal im Minutentakt, wobei einmal FSV-Keeper Notas mit überragender Fußabwehr rettete (73.). Phams Heber verfehlte knapp sein Ziel (86.). Doch auch die Sömmerdaer mussten sich noch über zwei dicke, nicht genutzte Gelegenheiten ärgern. Eingeleitet wurden sie von zwei krassen Flüchtigkeitsfehlern, die Nord im Aufstiegsrennen nicht allzu oft passieren sollten. Erst vertändelte Maiele den Ball, doch Kunze traf diesen nach Solo frei vorm Tor nicht voll (70.). Und unmittelbar vor dem Abpfiff landete Kliems kraftloser Sohlenpass bei Kunze, der den Ball perfekt zu Klingenhöfer durch die Gasse steckte. Doch der Flügelflitzer verhaspelte sich im Anlauf, traf den Ball nur mit der Pike – und der rollte zur Eckfahne.