Erfurt. „Kultur flaniert“ lud in Erfurt zum Blick hinter die Kulissen soziokultureller Orte ein. Diesmal ging es bis nach Ilversgehofen

Am Samstag wurde Erfurt zur kulturellen Flaniermeile geladen. Bereits zum sechsten Mal bot die Erfurter Veranstaltungsreihe „Kultur flaniert“ Einblicke in die Arbeit von Kulturschaffenden im soziokulturellen Bereich. Die Liste der Teilnehmer in diesem Jahr war lang und setzte Kulturorte der Innenstadt und des Stadtteils Ilversgehofen in Szene. Zwischen Kunst, Handwerk und Musik hatten die Spaziergänger eine breite Auswahl.

Im Café Nerly bot beispielsweise Sabrina Deterding mit einer Fotostrecke Anstöße zu Gesprächen über die Kunst der Schwarz-Weiß-Fotografie: „Ich möchte gar keine Interpretation vorgeben, damit jeder Betrachter seine eigene Sicht entwickeln kann“, erklärte sie einer nachfragenden Besucherin.

Die Ausstellung ist ihre erste in Erfurt. Über die Wände im Nerly freut sie sich besonders: „Ich habe zehn Jahre in Erfurt gelebt und hier studiert, da bin ich natürlich besonders froh, hier auch die Gelegenheit zu haben, meine Bilder zu zeigen. Die Orte wurden ja im Losverfahren vergeben, da wusste ich nicht anfangs nicht, wo ich ‚lande‘. Aber ich bin wirklich glücklich, weil die Räume sehr gut zu meinen Arbeiten passen,“ so die nebenberufliche Fotografin. Die Porträtreihe der mittlerweile in Berlin schaffenden Künstlerin wird dort auch noch für zwei weitere Wochen zu sehen sein.

Fotografisches war auch auf der Langen Brücke zu sehen, wo Veronika Nicklaus ihre Bilder über die Erfurter Fahrradkultur präsentierte. Nicht an den Wänden, sondern zwischen den Gegenständen im Laden fanden die Bilder mit ungewohntem Blickwinkel auf die Fahrradfahrer der Stadt ihre eher unaufdringliche Inszenierung. Neben den Bildern, die Nicklaus unter „Velochromatic“ auch auf Instagram veröffentlicht, konnten die Besucher hier auch Kurzfilme von Chiara Fleischhacker sehen.

Wer die körperliche Ertüchtigung nicht nur auf Bildern sehen wollte, hatte auf dem Anger die Möglichkeit, sich bei einer Zumbastunde unter freiem Himmel auszuprobieren oder in Klein Venedig zu einer Yogastunde vom Ekatra-Studio kurz innezuhalten.

Unweit des dort zu findenden Radiocontainers mit eigenem Programm zum Tag, bot auch das Frangipani-Studio in der Webergasse einen Einblick hinter die Kulissen des erst seit einem Monat geöffneten Ladens, der Malerei und Floristik miteinander verbindet.

Bunt wurde es auch seitab der Altstadt in Ilversgehofen, wo es neben den organisierten Stadtteilführungen von Frau Korte am Nordbahnhof, dem Klanggerüst und dem Interkulturellen Garten in der Metallstraße vor allem musikalisch zuging. Neben dem umfangreichen Livemusikprogramm von Elektro über Rock und Pop stellten sich auch die Saline 34 und das Ladenlokal „Träumchen“ mit Ausstellungen, Workshops und Lesungen vor.

Zudem konnten Freunde der bewegten Bilder im sich allmählich etablierenden Stadtteilkino „Unne 2.0“ zwei Animationsfilme erleben.

Organisiert wird die soziokulturelle Flaniermeile bereits seit 2014 von der Ständigen Kulturvertretung.