Witterda. Letzter Abschnitt der Ortsdurchfahrt wurde gestern mit kleinem Volksfest offiziell freigegeben

Die Einjährigen im Witterdaer Kindergarten „St. Martin“ haben nicht nur die Worte „Mama“ und „Papa“ als Basis für ihren späteren Sprachschatz auf den Weg bekommen, sondern auch das Wort „Bagger“. Denn diese gehörten für lange Zeit zu den täglichen „Abenteuern“, die vom Fenster des Kindergartens geträumt werden konnten. Über zwei Jahre war der Straßenabschnitt zwischen Gemeindeschänke und dem oberen Ortsausgang Baustelle.

Seit gestern offiziell nicht mehr. Und dies wurde groß gefeiert. Bürgermeister René Heinemann hielt neben Landrat Harald Henning (CDU) und dem CDU-Landtagsabgeordneten Jörg Kellner abschließende Reden zum Straßenbau, die Kindergartenkinder zeigten den Eröffnungsgästen, wie viel sie während der vergangenen Jahre über den Straßenbau gelernt haben und die Bauunternehmer beglückwünschten sich zum gelungenen Bauprojekt.

Denn der letzte Abschnitt hatte es in sich, gestehen die Planer und Bauausführenden. Von den in den vergangenen Jahren grundhaft sanierten 4,3 Kilometern Kreisstraße, die durch den Ort führt, waren die 650 Meter, die durch den Engpass am Obertor führen, die kompliziertesten. Statt der geplanten 16 Monate hat es deswegen letztendlich 23 Monate gedauert, bis die Übergabe gefeiert werden konnte.

Der Grund dafür lag im Untergrund, erläuterte Silke Rudloff, die Sachgebietsleiterin für Tiefbau und Straßenbau in der Straßenverkehrsbehörde des Sömmerdaer Landratsamtes. Keiner habe gewusst, was sich unter dem alten Belag verbirgt. Fast keine Leitung lag dort, wo sie liegen sollte. Scheinbar wurde einst der kürzeste Weg gesucht, alles lag kreuz und quer – einige Leitungen nur 30 Zentimeter unter dem Straßenbelag, noch dazu in den verschiedensten Materialien und Querschnitten. Deshalb hat es zu erheblichen Verzögerungen geführt, dies alles zu sortieren und DIN-gerecht zu gestalten.

Jetzt liegt alles, wie es liegen muss, 1,20 Meter tief und bei Bedarf exakt zu orten. Auch die den Straßenbereich prägende Stützmauer ist jetzt so stabil, dass die Bewohner oberhalb ruhig schlafen können. Insgesamt 2,8 Millionen Euro wurden investiert, 655.000 Euro steuerte der Landkreis bei, etwa die Hälfte der Kosten wurde vom Land übernommen. Die Gemeinde finanzierte den Kanalbau und die Nebenanlagen. Man habe zudem Nägel mit Köpfen gemacht und das Projekt in die Nebenstraßen wachsen lassen, mit einem Ritt weitere Zuwegungen saniert (inklusive Kanal) – und dafür zusätzliche Haushaltsmittel bereit gestellt.

Zwei Jahre sind eine lange Zeit, in der die Anwohner mit Einschränkungen leben mussten. Gestern wurde ihnen dafür gedankt. Als Bürgermeister René Heinemann zum Beginn der Feier (15 Uhr) ankündigte „Getränke sind bis 17 Uhr frei“, wollte er wahrscheinlich die magische „2“ noch einmal ins Spiel bringen. Nach zwei Jahren war das Fest für die Einwohner gestern eine Erlösung. Nur die Kindergartenkinder schienen etwas traurig gewesen zu sein – denn am Fenster gibt es keine Ausflüge mehr ins Abenteuerland.