Erfurt. Stadtclub gegen Dorfverein: Am Tag der Deutschen Einheit kommt es zum Spitzenspiel in der Fußball-Landesklasse zwischen dem FC Erfurt Nord und Büßleben. Erster gegen Zweiter. Beide trennt ein Punkt.

Der eine Verein hat seine Blütezeit längst hinter sich, der andere blüht richtig auf. Erfurt Nord gegen Büßleben; einst großer Stadtclub gegen kleiner Dorfverein. Am Tag der deutschen Einheit treffen beide im Landesklasse-Gipfel aufeinander. Erster gegen Zweiter. Für Spannung ist gesorgt. Fällt schon die Vorentscheidung im Aufstiegskampf?

Die Geschichte

FC Nord: Was im März 2003 so hoffnungsvoll begonnen hatte, endete drei Jahre später im Ruin. Nach der Herauslösung aus dem Großverein SSV Erfurt-Nord und der Gründung des FC Erfurt-Nord schickten sich der Verein von der Grubenstraße wie Ende der 90er Jahre an, in der Oberliga ein Wort mitsprechen zu wollen. Doch nach dem sportlichen Abstieg nach zwei Jahren und einer Saison in der Landesliga folgte die Insolvenz. Und die Talfahrt setzte sich fort – bis in die Bezirksliga, danach Regionalklasse. Seit dem Aufstieg vor fünf Jahren 2014 gehören die Erfurter zu den Top-Teams der Landesklasse. Der insgeheim erhoffte große Wurf blieb indes aus.

Büßleben: Während sich Nord in der Oberliga als 15. den Klassenerhalt sicherte, schielte Büßleben erstmalig in Richtung Bezirksliga und erlebte einen bitteren Moment: Das Schicksal will es, dass die Büßlebener damals im letzten Spiel auf Lok zum alles entscheidenden Duell zu Gast haben. Ein Remis reicht. Am Ende steht es 2:3. Lok steigt punktgleich dank des besseren Torverhältnisses auf. Ein Jahr später, am 3. Juni 2005, machen die Blau-Weißen die ersehnte Stadtmeisterschaft perfekt. Ein Jahr danach geht es aus der Bezirksliga wieder runter und seit 2010 wieder aufwärts. Regionalklasse 2010, Kreisoberliga, 2013 souveräner Landesklasse-Aufstieg.

Das Umfeld

Nord: Sofern die Stadt Erfurt ihren Ankündigungen finale Taten folgen lässt, kann der FC Nord eine ausgezeichnete Anlage voll­ends nutzen. Im Moment aber erscheint der Rasenplatz als Großbaustelle – mit offenem Ende. So geht das Top-Spiel auf dem ebenso feinen Kunstrasen über die Bühne. Der Bau gehörte zu einer breit angelegten Kunstrasenplatz-Offensive der Stadt.

Büßleben: Um die Trainingsbedingungen bei einem Rasenplatz und einem Ascheplatz zu verbessern, haben die Büßleber nicht nur selbst zur Schaufel, sondern auch ins Portemonnaie gegriffen. So bauten sie sich mit Förderung selbst ein Kunstrasen-Kleinfeld. Vor allem für den vielen Nachwuchs.

Die Erwartungen

FC Nord: Die Mannschaft gilt nach Platz drei in der Vorsaison als Top-Favorit auf den Aufstieg. Trainer Christian Stieglitz formuliert angesichts des aufgepeppten Kaders dieses Ziel ganz klar. Der zweite Platz wäre für ihn ei­ne Enttäuschung.

Büßleben: Alles darf, nichts muss. Trainer Mario Wisocki legtWert darauf, die Mannschaft und vorwiegend junge Akteure weiter zu entwickeln, er spricht von einer besseren Qualität als in der vergangenen Saison. Die schloss er als Tabellenvierter ab.

Die Ausgangslage

FC Nord: Die Erfurter haben in den ersten sieben Partien nur vier Zähler liegen lassen. Ansonsten lassen sie Tore sprechen. Von 28 Treffern kassierte Greußen acht und Lache fünf. Die heimstarken Siemeröder mussten zuletzt ein halbes Dutzend schlucken.

Büßleben: Das Pokalspiel ge­gen den Regionalligisten FC Rot-Weiß in einer Woche (13. Oktober) bringt Festtagsstimmung mit sich. Auch wenn die Hoffnungen begrenzt sind, über das Achtelfinale in dieser Saison hinauszukommen. Der Liga-Betrieb un­terstützt das Hochgefühl. Fünf Erfolgen stehen ein Remis und ein 0:4 gegen das ambitionierte Team von Altengottern gegenüber. Zuletzt gewann Büßleben 3:2 gegen Lache/Concordia.

Die Stärken

Nord: Die Offensivkraft. Pascal Maiele und Serkan Kolpar ragen mit je fünf Treffern heraus. Sie basiert auf der Sicherheit durch die Viererkette um Top-Zugang Tobias Eckermann.

Büßleben: Prunkstück bei den Blau-Weißen bildet die Defensive um Keeper Apitius. In den letzten sieben Partien (inklusive des Pokalspiels bei Thüringen Jena) spielten sie fünf Mal zu null.

Die Schwächen

Nord: In der Unbekümmertheit und des forschen Aufspielens liegt auch die Gefahr. Manch Fehler, der auch zu Gegentoren geführt hat, resultiert daraus.

Büßleben: Die Philosophie, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen und die weiter vorangeschrittene Verjüngung schließt mit ein, Leistungsschwankungen in Kauf zu nehmen. Das geht einher mit wöchentlich wechselnden Aufstellungen.

Das sagen die Trainer

Christian Stieglitz (FC Nord):Alle ziehen mit. 18 Mann werden im Kader stehen, die restlichen sechs von draußen unterstützen. Wir wollen Wiedergutmachung für die vergangene Saison betreiben, als wir in Büßleben verloren und die Vizemeisterschaft aus der Hand gegeben haben. Alle sind heiß.

Mario Wisocki (Büßleben): 6:3 in Siemerode, das ist eine Hausnummer. Zwei technisch gu­te Mannschaften treffen auf Kunstrasen aufeinander. Da wird das eine oder andere Tor fallen.

FC Erfurt Nord – Blau-Weiß Büßleben, Donnerstag 18 Uhr, Kunstrasen, Grubenstraße