Michael Keller zum stillen Sterben des FC Rot-Weiß Erfurt.

Es gibt Momente, in denen man als Erfurter gerührt ist. Selbst wenn sich diese Momente in Dresden abspielen und mit Fußball zu tun haben. Am Donnerstag hat Alt-Rivale Dynamo Dresden die wahrscheinlich letzte Chance in Kiel verspielt, die zweite Liga zu halten. Der Abstieg ist so gut wie besiegelt. Und was machen die treuen Dynamo-Fans? Erwarten ihre Mannschaft tief in der Nacht am Dresdner Flughafen und applaudieren ihren geschlagenen Helden. Absolut rührend.

Was sagt uns das? Das, genau das, ist der Unterschied zwischen einem Dresdner und einem Erfurter Fußball-Fan. Während man in der Elbmetropole oder auch in Magdeburg, Aue oder Halle für seine Mannschaft bedingungslos brennt und einsteht, sind die hiesigen Ultras in Lethargie versunken. Und tragen dadurch mit ihrem – wenn auch eher kleinem – Anteil am drohenden gänzlichen Untergang ihres Vereins. Seit RWE durch das Zutun – oder sagen wir, Nichtstun – des ewig schweigenden Insolvenzverwalters im steilen Sinkflug der Bedeutungslosigkeit entgegenrast, herrscht Schweigen.

Gut, es wurden 24.080 virtuelle Tickets für die Wiederauflage des Aufstiegsspiels vom 29. Mai 2004 gekauft, um Geld zu spenden. Gut, es kamen nochmal 1500 Fans zur „Beerdigung“ ihres Teams ins Stadion. Ansonsten aber: nichts. Kein lautstarkes Aufbegehren, kein unüberhörbarer Protest. Ganz im Gegenteil zu jenen Zeiten, als man sich mit Pyro-Aktionen ins öffentliche Gedächtnis brannte, die den Klub dann noch viel Geld kosteten. Und jetzt? Man ergibt sich offenbar seinem Schicksal und lässt schweigend zu, dass der Klub durch unfähige Akteure vollends ruiniert wird.

So etwas hätte es in Dresden, Halle, Aue, Magdeburg nie gegeben.