Gebesee. Kegeln ist eine Wissenschaft, für die die Mitglieder des KSV 1955 Gebesee auf der 1999 umgebauten Bahn trainieren

2818 bis 2871 Gramm schwer und 16 Zentimeter im Durchmesser. In Deutschland ist alles genormt, auch Kegelkugeln. Davon gibt es beim KSV 1955 Gebesee jede Menge, denn emsig trainieren hier drei Teams jede Woche – die 1. Männermannschaft (Oberliga), die 2. Mannschaft gemischt (Regionalklasse) und die Senioren (Landesliga). Wer mal eben untrainiert so die 200 Wurf bei den Männern oder 100 bei den Frauen raus hat, der wird sich tags darauf wundern, was für Muskeln in einem stecken, die dann mit Sicherheit heftig zwicken – und wie anstrengend Kegeln ist.

Die Gebeseer Keglerinnen und Kegler, so um die 50 Mitglieder, sind froh und stolz, dass sie vor 20 Jahren ihre Bahn auf Vordermann gebracht haben. Damals wurde von zwei auf vier Bahnen aufgerüstet. Die alte Kegelbahn – Baujahr 1954 im NAW – war ohnehin in die Jahre gekommen. „Aber in erster Linie wurde sie zu klein, weil wir damals in acht Mannschaften um die 100 Mitglieder hatten, die natürlich alle kegeln wollten“, erinnert sich Frank Pennewiß, der Vereinsvize. Der Verein hieß damals SV Blau-Weiß Gebesee und war so etwas wie ein sportlicher Gemischtwarenladen – Fußball, Kegeln, Radsport, Volleyball. 2008 lösten sich die Fußballer raus. Ab 2011 ging man dann in den restlichen drei Sportarten getrennte Wege.

Doch schon 1999 wurde die Kegelbahn erweitert. Mit Förderung, ABM-Kräften und 1176 Stunden Eigenleistung der damals 57 Mitglieder gelang das Vorhaben. Am 23. Juli 1999 wurde bei Bier und Bratwurst feierlich eröffnet, am 20. September, pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum, gab es ein zünftiges Turnier. Kegeln bis zum Umfallen. mit 34 km/h. Idealtempo der Kugel, sagen die Kegelbrüder.

Der Jüngste im Verein – Gregor Stollberg – ist 15, der älteste – Karl Stollberg – 81. Alle Mannschaften trainieren einmal pro Woche. An fünf Tagen rollt die Kugel über die blitzblanke 19,5-Meter-Bahn. Dass dabei vorzeigbare Ergebnisse herauskommen, ist auch das Verdienst von Karl Stollberg. Der Vereinsälteste hält alles in Schuss. Täglich ist er vor Ort, denn es gibt immer etwas zu tun. Das Wichtigste ist das Wachsen der Bahnen mit einer Bohnermaschine noch aus DDR-Zeiten. Eine Wissenschaft für sich. Stollberg hat einen Rutsch-Hemmer für sturzfreien Anlauf, Spezialwachs für einen flotten Lauf der Kugel auf der Bahn, ein Viererpass-Gleitmittel für die Kegel. Damit die nicht allzu stur stehen bleiben.

Die Gebeseer Bahn ist eine Bundeskegelbahn. Alle drei Jahre wird kontrolliert, ob die Standards eingehalten werden. Die Kriterien sind streng. Aber auf ihre Bahn lassen die KSVler nichts kommen. „Man braucht als höherklassiges Team eine gute Bahn“, unterstreicht Vereinsvorsitzende Veronika Sauer.

Kegeln selber will gekonnt sein und braucht viel Übung, damit man nicht zum „Rattenkönig“ wird. Für Laien: als „Ratte“ gilt der Wurf, der gründlich misslingt und nicht einen Kegel trifft. Der Begriff kommt aus dem Französischen: Raté. Steht für Versager. Kostet im günstigsten Fall (Training) 20 Cent Strafe, im ungünstigsten (Wettkampf) einen Euro. Kommt in die Mannschaftskasse und wird am Jahresende verjubelt. Kegeln soll schließlich nicht nur zwicken, sondern auch Spaß machen. Der Spaß hört aber auf, wenn man mit Straßenschuhen über die Gebeseer Bahn trampelt. Da wird gleich eine Hausrunde fällig. Hat man da Pech, sind gerade alle Bahnen belegt.