Erfurt. 25 Jahre Uni Erfurt: Sozialistische Kunst – Karl Ortelts und Wolfgang Tauberts Ölbilder repräsentieren Arbeiterschaft und den Blick in die Zukunft

Fast wie Spiegelbilder hängen sich die beiden Gemälde im Lehrgebäude der Staatswissenschaftlichen Fakultät gegenüber. Die über die Zeit deutlich verblassten Malereien zeigen eine Seite des sozialistischen Realismus, der sich bei der Betrachtung der restlichen Kunstwerke auf dem Campus hervorhebt.

Während sonst Studierende oder allgemein gehaltene Figuren abgebildet sind, sind auf den querformatigen Ölgemälden im ersten Obergeschoss recht klassisch anmutende Arbeiterdarstellungen zu finden. Obwohl sie sich farblich als auch stilistisch ähneln, wird durch die teilweise nur noch schwer lesbare Signaturen deutlich, dass es sich bei den Bildern um die Werke zweier verschiedener Künstler handelt. Die „Landschaft mit Erntearbeitern“ stammt von Karl Ortelt, der in den 1930er Jahren in Weimar Bildende Kunst studiert hatte. Nach dem Kriegsdienst wurde der gebürtige Mühlhäuser zunächst in Hessen ansässig, wo er sich mit seinen stilisierten Arbeiterdarstellungen jedoch so wenig Gehör verschaffen konnte, sodass er 1950 in die DDR übersiedelte. Das Landschaftsbild der Erntearbeiter, in dem die Arbeitenden fast ein wenig in den Hintergrund rücken, gehört somit in einen Zyklus aus fast 2000 Gemälden des in Erfurt viel wahrgenommenen Künstlers. Zuletzt wurden Teile seines umfassenden Werks anlässlich des 40. Todestages im Jahr 2012 in Mühlhausen ausgestellt.

Gefragte Künstler fertigten die Aufträge an

Das Bild „Industrielandschaft bei Sondershausen“ spricht nicht nur durch seinen Titel, sondern ebenso durch seine Bildkomposition.

Angelehnt an Werke des Realismus im 19. Jahrhundert lässt der Erfurter Künstler Wolfgang Taubert eine Figurengruppe Richtung Fabriken schauen. Die Kleidung der Männer und Frauen erinnert mit Kopfhäubchen und Knickerbockern eher an die 1920er und 1930er Jahre, als an die frühen 1950er, in denen das Bild an seine Stelle platziert wurde.

Taubert, der ab 1924 in Stuttgart und München Kunst studierte hatte, kehrte nach dem Krieg als freischaffender Künstler in seine Geburtsstadt Erfurt zurück. Neben zahlreichen baugebundenen Auftragsarbeiten war er ein gefragter Restaurator und fertigte unter anderem für das Museum für Deutsche Geschichte in Berlin verschiedenen Kopien an. In den 1980er Jahren zeigte er ein verstärktes Interesse für Mineralien und Fossilien Thüringens. Die dabei entstandene Sammlung kam nach dem Tod des Malers 1990 als Schenkung durch dessen Erben an das sich damals gerade in der Fertigstellung befindende Erfurter Naturkundemuseum.

Auch seine Aquarelle werden bis heute auf nationalen Auktionen hochpreisig versteigert,