Erfurt. In einem Ferien-Workshop der VHS gestalten Jugendliche die Grüncontainer von sieben Ortsteilen

Wie lässt sich der Erfurter Ortsteil Egstedt in einem Bild beschreiben? Für die Jugendlichen, die in dieser Woche in einem Ferien-Workshop der Volkshochschule (VHS) sieben Grüncontainer mit Graffiti verzieren, ist die Antwort einfach.

„Egstedt klingt wie Egg – das ist Englisch für Ei“, erzählt der 15-jährige Ben. „Also haben wir an ein Spiegelei in einer Pfanne gedacht, über dem der Ort schwebt.“ Dann macht er sich daran, einen an die Containerwand gesprühten Skateboard-Umriss mit Farbe aufzufüllen.

Ben, der aus Marbach stammt, fährt gerne Skateboard. Doch wie die meisten der rund 15 Jugendlichen im Kurs kennt er Graffiti bislang nur vom Betrachten. „Meine Mutter hat das Angebot entdeckt“, verrät er. „Es macht richtig Spaß.“

Die Stadtwirtschaft GmbH verfügt über 39 Grüncontainer, die jeweils im Frühjahr und im Herbst hauptsächlich in den Ortsteilen aufgestellt werden.

Die ersten fünf, darunter die Container von Schmira und Bindersleben, wurden bereits in einem VHS-Projekt in den Winterferien mit lokalen Motiven kreativ verziert. Jetzt, in der zweiten Sommerferienwoche, werden sieben Container besprüht. Weitere könnten schrittweise folgen, sagt Daniel Brater, der Abfallwirtschafts-Experte im Umweltamt, das bei dem Projekt mit der VHS kooperiert.

Die Jugendlichen arbeiten in der Lackiererei der Stadtwirtschaft an der Apoldaer Straße. Am Dienstagvormittag üben sie gerade die Grundtechniken der Graffiti-Kunst. Ben lernt zum Beispiel bei seinem Skateboard, wie seine zu dick gezogene Linien durch das Ausfüllen korrigiert werden können.

„Diese drei Container sind für Mittelhausen, Linderbach und Egstedt“, erzählen Till und Tim hinter ihren Schutzmasken. Dann wenden sich die beiden 13-Jährigen wieder ihrer Arbeit am Linderbach-Container zu. Einem lilafarbenen Lama verschaffen sie einen tiefroten Hintergrund.

„Wenn die Jugendlichen einmal angefangen haben, entwickeln sie eine Art Tunnelblick und sie wollen gar nicht mehr aufhören“, sagt Veit Goßler. Der Erfurter Graffiti-Künstler betreut als freier Dozent den Kurs gemeinsam mit einem Kollegen.

„Mit legalen Graffiti entstehen Kunstwerke aus den wenig ansehnlichen Grüncontainern“, lobt Umwelt-Dezernent Andreas Horn (CDU) bei einem Besuch in der Lackiererei auf dem Wertstoffhof Nord. „Die Kunst am Container trägt zugleich dazu bei, dass das Grünzeug auch in die Container hineingeworfen wird“, hofft er.

Die Graffiti-Bilder sollen einen Bezug zu dem Ortsteil herstellen, in dem der jeweilige Container steht. Da die Jugendlichen nicht alle Ortsteile so genau kennen, werde aber auch mit den Ortsnamen gespielt, erläutert Veit Goßler. „Linderbach“ ließ die Kids an einen Lindwurm denken – gut möglich, dass sie einen Drachen auf den Container sprühen werden.

„Die Idee mit den Grüncontainern stammt vom Umweltamt“, berichtet Tina Schindler, die Projektverantwortliche der VHS. Das Projekt sei Teil des „Talentcampus“, der durch das Bundesförderprogramm „Kultur macht stark“ ermöglicht wird. Neun Projekte bietet die VHS in den Sommerferien an, darunter auch Film- und Comic-Kurse. In einem bereits abgeschlossenen Graffiti-Projekt in der ersten Ferienwoche gestalteten Jugendliche in Kooperation mit dem Gartenamt eine Spielplatzmauer an der Glockengasse mit einem 40 Meter langen Monumentalkunstwerk.

„Es ist ein Angebot besonders für Kinder und Jugendliche, die in den Ferien nicht wegfahren können“, sagt der VHS-Leiter Torsten Haß. Die Jugendlichen werden auf der Fahrt zwischen VHS und dem Wertstoffhof begleitet und nehmen ihr Mittagessen in der Kantine der Stadtwirtschaft ein.

Das Ergebnis der Projektwoche wird spätestens im Herbst in den sieben Ortsteilen zu sehen sein. Wie Daniel Brater bestätigt, läuft die nächste Grüncontainer-Saison von Anfang Oktober bis Ende November .