Erfurt. Ein Mann bricht in das Haus einer alten Dame ein. Als er bemerkt, dass die Frau zuhause ist, greift er zum Spaten und verletzt sie lebensbedrohlich - so sieht es zumindest die Staatsanwaltschaft.

Aus Habgier, heimtückisch und um eine andere Straftat zu verdecken soll ein Mann in Erfurt eine heute 90 Jahre alte Frau mit einem Gartenspaten fast tot geschlagen haben. Das ergibt sich aus der Anklage gegen den Mann, die am Donnerstag vor dem Landgericht Erfurt verlesen wurde. Die Staatsanwaltschaft wirft dem inzwischen 42-Jährigen unter anderem versuchten Mord vor, legt ihm aber auch eine Reihe von Wohnungseinbrüchen zur Last. Der Angeklagte gab beim Verhandlungsbeginn an, sich einlassen zu wollen.

Indizien sprechen laut Staatsanwaltschaft dafür, dass der Deutsche an einem Abend Ende Juni vergangenen Jahres auf Suche nach Beute in das Haus einer damals 89-jährigen Frau eingedrungen sei und die Frau mit einem Spaten niedergeschlagen haben. Ihr Schwiegersohn habe sie etwa sechs Stunden später am nächsten Morgen gefunden und einen Notarzt alarmiert.

Lebensbedrohliche Kopfverletzungen

Nur einem atypischen Verletzungsverlauf sei es zu verdanken, dass überhaupt noch eine Notoperation die Frau habe retten können, hieß es. Die Kopfverletzungen seien potenziell lebensbedrohlich gewesen. Der Mann nahm laut Anklage den Tod der Frau zumindest billigend in Kauf. Auch die Auswertung von Telefonstandortdaten soll helfen, die Schuld des Mannes zu beweisen.

Bei dem Einbruch bei der Frau soll der damals 41-jährige Angeklagte den Vorwürfen zufolge lediglich eine Schatulle mit einer Bernstein- und einer Perlenkette mitgenommen haben. Die Schatulle und die Bernsteinkette seien noch im Außenbereich des Hauses gefunden worden. Die Perlenkette sei nach wie vor verschwunden, so der Staatsanwalt.

Der Mann habe zwar noch vor Beginn der Verhandlungen drei Einbrüche zugegeben, die Attacke auf die Frau habe er laut Staatsanwaltschaft aber nicht eingeräumt. Die Ermittler kamen dem Angeklagten durch DNA-Nachweise an den Tatorten auf die Spur und weil ein Familienmitglied sich meldete und angab, dass der Mann für Einbrüche verantwortlich sein könnte.

Neben Schmuck auch ungewöhnliches Diebesgut

Laut Anklage soll der Mann aus mehreren Wohnungen und Häusern in Erfurt Wertgegenstände und Bargeld gestohlen haben. In einigen Fällen soll er neben Schmuck und Elektrogeräten aber auch eher ungewöhnliche Beute gemacht haben: So habe er etwa auch Würste und Spielzeug gestohlen. Der Gesamtwert der Beute soll sich auf mehr als 33.000 Euro belaufen.

Die an dem Juniabend verletzte 90-Jährige soll, soweit es ihr Gesundheitszustand zulässt, zu einem späteren Zeitpunkt im Prozess vor Gericht gehört werden. Die Verhandlung soll am 15. Mai fortgesetzt werden. Dann sollen eine Zeugin und ein Polizist vernommen werden.

Frühere Meldung zu dem Vorfall: