Kleinfahner. Im Bürgerhaus Rautenkranz in Kleinfahner wurde am Donnerstag ein neues Obstbaumuseum eingeweiht.

Mit Goethes berühmtem Zitat „Solch ein Gewimmel möcht ich sehn“ aus dem Faust II könnte man das, was sich am Feiertag im Bürgerhaus Rautenkranz in Kleinfahner abspielte, überschreiben. Dorthin hatte die Arbeitsgruppe eingeladen, die zuvorderst für die Konzipierung und Einrichtung des neuen Obstbaumuseums im ersten Stock zuständig war. Dem Ruf folgten zwischen 14 und 16.30 Uhr geschätzte 150 Gäste, so Kleinfahners Bürgermeister Ulf Henniger. Gleich zu Beginn seien alle 60 Sitzplätze an den Tischen belegt gewesen. Was aber ganz sicher nicht nur am gereichten Kaffee und Kuchen gelegen haben wird. Vielmehr sei Michael Landmann, der für die Museumsgestaltung verantwortlich zeichnete, aus dem Erklären nicht mehr herausgekommen.

Die Geschichte des Obstanbaus im Museum

Dank Landmann dürften nun alle Gäste wissen, wer Pfarrer Johann Volkmar Sickler (1742-1829) ist. Der umtriebige Geistliche, so viel lässt sich ohne Übertreibung sagen, kann als Vater des Obstbaues an der Fahner Höhe – dem größten Thüringer Obstanbaugebiet – bezeichnet werden. Einst begann er im heimischen Garten dem Wesen von Apfel, Birne, Kirsche, Feige, Quitte und Pflaume auf den Grund zu gehen. Heute umfasst das Anbaugebiet 1000 Hektar, auf denen all diese vitamin- und aromareichen Obstsorten von 150 Festangestellten und rund 300 Saisonarbeitskräften angebaut, gepflegt, geerntet und weiterverarbeitet werden.

Im neuen Obstbaumuseum ist die Geschichte der Fahner Höhe genau beschrieben. Mit Systematiken der Obstsorten, mit historischen Schriften zur Pomologie – der Lehre vom Obst – aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die bis heute nichts an Gültigkeit verloren haben – z.B. bei den Veredelungstechniken. Eine Puppe zeigt die typische Tracht der Frauen in der Gegend im 18. Jahrhundert, auf einem Bildschirm kann man in einem Film die Obstbaugeschichte nachvollziehen. Ein originales Wespennest und eine Honigschleuder vervollständigen die Einrichtung ebenso, wie Mobiliar für die Kleinsten, denen man möglichst zeitig erklären möchte, dass Äpfel, Kirschen, Pflaumen und Birnen am Baum und nicht im Supermarkt wachsen.

2011 entstand die Idee zu diesem Museum, als die Gemeinde nach einem Rechtsstreit mit einem vormaligen Pächter das ehemalige Wirtshaus zurückbekam, so Ulf Henniger. Monika Möhler aus der Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau in Erfurt übernahm die fachliche Begleitung, Michael Landmann, ein Designer, der schon das Kloßmuseum Heichelheim in Szene gesetzt hat, die Umsetzung, an der 14 junge Obstbautechniker beteiligt waren. Annegret Dornberger von Fahner Obst und drei Mitglieder des Kulturvereins Kleinfahner schlossen sich zur Arbeitsgruppe Obstbaumuseum zusammen. Seit 2013 wurde das Projekt in der Freizeit aller Beteiligten umgesetzt, die sich natürlich ob des großen Zuspruchs gleich am ersten Tag freuten, dass ihr Beitrag ebenfalls Früchte trägt. Dazu gehört übrigens auch ein detaillierter Zeitstrahl im Hof des ehemaligen Gasthauses. Der Außenbereich, so ist der Plan, soll 2020, zum 200. Todestag von Pfarrer Sickler, noch eine fachliche Erweiterung erfahren.

Gekostet hat das Museum um die 20.000 Euro. Gut angelegtes Geld, meint der Bürgermeister. Wer Bedarf nach einer Führung hat, kann ihn wochentags anrufen, Telefon (036206) 26113