Erfurt. Vor 20 Jahren verübten junge Rechtsextremisten einen Brandanschlag auf die Erfurter Synagoge. Die Landesgemeinde ruft nun zum Gedenken in sozialen Netzwerken auf.

20 Jahre nach dem rechtsextremistischen Brandanschlag auf die Synagoge in Erfurt hat die jüdische Landesgemeinde zum Online-Gedenken in sozialen Netzwerken aufgerufen. Am 20. April 2000 hatten junge Rechtsextremisten zwei Molotow-Cocktails auf das jüdische Gotteshaus geworfen, einer zerschellte, ein zweiter landete auf dem Dach. Es war der erste derartige antisemitische Anschlag in Thüringen. Er hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt.

Ein ursprünglich geplanter Mahngang durch die Erfurter Innenstadt sei wegen der Coronavirus-Pandemie abgesagt worden, teilte die Landesgemeinde gemeinsam mit der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Thüringen (Mobit) und der Beratungsstelle ezra für Betroffene rechtsextremer und antisemitischer Gewalt am Freitag mit. Sie forderten, sich dem zunehmenden Antisemitismus in der Gesellschaft entgegenzustellen. Dieser zeige sich aktuell auch in der Coronavirus-Pandemie durch die Verbreitung antisemitischer Verschwörungstheorien.

Mehrjährige Haftstrafen für Jugendliche

Zum Zeitpunkt des Erfurter Anschlags hatten sich laut Mobit der damalige Vorsitzende der jüdischen Landesgemeinde, Wolfgang Nossen (1931 bis 2019), mit seiner Frau und einem Gastrabbiner in Wohnräumen über der Synagoge aufgehalten. Wegen des Anschlags waren ein 17- und ein 18-Jähriger aus dem Landkreis Gotha zu mehrjährigen Jugendstrafen verurteilt worden.

Im vergangenen Oktober hatte in Halle ein schwerbewaffneter Rechtsextremist versucht, in die dortige Synagoge einzudringen, wo Dutzende Gläubige das höchste jüdische Fest Jom Kippur feierten. Als der Angreifer nicht in das Gotteshaus gelangte, erschoss er eine Passantin und einen Mann in einem Dönerladen.