Molsdorf. Ortsteilbürgermeister vorgestellt: Michael Schönau ist nach unfreiwilligem Stichwahlsieg der Neue im Amt in Molsdorf.

Eigentlich, ja eigentlich wollte Michael Schönau kein Ortsteilbürgermeister in Molsdorf werden. Schon in der letzten Wahlperiode hatte er dankend abgelehnt. Nicht etwa, dass ihm das Wohlergehen seines Ortes nicht am Herzen läge. Im Gegenteil. Aber der 59-Jährige hat einen Job, der ihn, den Elektromeister, durch Hessen und Thüringen führt – er ist Lichtberater und arbeitet eng mit Kommunen, Architekten und Planern zusammen.

Nun hatten ihn die Molsdorfer aber genau so am 26. Mai auf den Wahlzettel geschrieben, wie seinen Vorgänger Wolfgang Friebel. Der auch nicht mehr wollte, weil er gesundheitlich sehr angeschlagen ist. Dennoch, die Molsdorfer schätzten Friebels geleistete Arbeit und sie schätzten Schönau. Beide mussten, ob sie wollten oder nicht, in die Stichwahl. Da siegte Schönau. Auch, weil Wolfgang Friebel unmissverständlich erklärt hatte, er werde die Wahl definitiv nicht annehmen. „Ich wollte mich nicht drücken“, sagte Schönau und ließ sich durch den Wahlsieg in die Pflicht nehmen. Auch, weil sein Vorgänger mit seinem reichen Erfahrungsschatz und seiner Detailkenntnis zugesagt hatte, im Ortschaftsrat weiter mitzuarbeiten.

Nun hat der eigentlich gebürtige Erfurter, der aber „seit meinem zweiten Atemzug“ in Molsdorf lebt, ein Problem. Er muss seinen stressigen Job und das Ortsteilbürgermeisteramt unter einen Hut bringen. Das dringendste Problem, das Schönau angehen muss und will, ist das bekannte Abwasserproblem im „Dreiländereck“ Erfurt-Landkreis Gotha- Ilm-Kreis. Der Thöreyer Bach, dessen Autobahnabwasser in den Schlossteich in Molsdorf läuft und durch den Schadstoffeintrag das Schilfwachstum befördert und alles verkrauten lässt, ist eine echte Herausforderung. „Ich werde der Stachel im Fleisch der Verwaltung sein“, kündigt Michael Schönau an. Er wolle konkrete Fragen stellen, und darauf konstruktive Lösungsvorschläge erhalten, sagt er. Und ist sich im Klaren, dass er dazu einen langen Atem brauchen wird.

Schönau möchte in Molsdorf wieder bei Kindern, der Jugend und Senioren Interesse für Vereinstätigkeit wecken, Leute gewinnen, um Verantwortung zu übernehmen. Im Bürgerhaus 2 sei alles hergerichtet für die Arbeit mit Kindern und für einen Jugendtreff. Das liege jedoch brache, weil kein Träger da sei. „Ich würde das alles gern wieder in die Hände von Erwachsenen legen“, sagt der Neue. Auch ein Verein könnte Träger werden. 539 Einwohner hat Molsdorf aktuell. Die stärkste Gruppe sind die 25- bis 45-Jährigen im Ort. Diese möchte er motivieren und aktivieren.

Um den zweiten Bauabschnitt zur Erneuerung der Graf-Got-ter-Straße werde er kämpfen. Eigentlich sollte es 2019 weitergehen. Und der ÖPNV soll nach seiner Vorstellung wieder auf einem Rundkurs über Ichtershausen und Waltersleben nach Erfurt fahren. Vor Wochen hat er den Vorschlag eingebracht. Nun heißt es warten. Auch darauf, dass das Kompetenzgerangel zwischen der Stadt Erfurt und dem Ilm-Kreis ein Ende finde. Der letzte Bus fährt gegen 20 Uhr gen Erfurt, danach kommt man nur noch mit dem Auto weg und wieder zurück. Keine Empfehlung für die Klimabilanz. Aber die einzige Alternative. Bislang. „Es gibt hier noch einige dicke Bretter – z.B. bei der Digitalisierung, die am Erfurter Widerstand scheitert – zu bohren“, sagt Schönau. Für tragbare Molsdorfer Lösungen werde er sich in den Ausschüssen Verbündete suchen, kündigt er an.