Erfurt/Arnstadt/Ilmenau. Mit einem Großaufgebot war die Bundespolizei am frühen Dienstagmorgen in mehreren Städten in Thüringen und Sachsen-Anhalt im Einsatz. Zwei Haftbefehle wurden durchgesetzt, mehrere Personen in Gewahrsam genommen.

Etwa 800 Einsatzkräfte der Bundespolizei sind am frühen Dienstagmorgen zu einer Großrazzia in Thüringen ausgerückt. Mehrere Personen wurden in Untersuchungshaft und in Polizeigewahrsam genommen.

Die Aktion richte sich gegen Schleuserkriminalität, sagte ein Behördensprecher dieser Zeitung. Seit 5 Uhr sind elf Objekte durchsucht worden – darunter Wohnungen, Unterkünfte und Büros in Erfurt, Arnstadt und Ilmenau sowie ein landwirtschaftlicher Betrieb in Sachsen-Anhalt.

Zwei Personen in Arnstadt festgenommen

Zwei Hauptverdächtige seien in Arnstadt festgenommen worden, sagte Christian Meinhold, Sprecher der zuständigen Bundespolizeiinspektion Pirna. Es handele sich um ein Ehepaar. Sie sollen Arbeitskräfte aus Osteuropa eingeschleust, sie mit falschen Ausweisen versorgt und sie an Firmen verliehen zu haben. Dabei seien die Arbeiter offenbar mit Hungerlöhnen abgespeist worden, sagte Meinhold. Ihnen seien vom Lohn direkt vermeintliche Kosten für Transport, Unterkunft und Verpflegung abgezogen worden. Das Paar im Alter von 39 und 35 Jahren stamme aus der Ukraine.

Das Paar wird verdächtigt, eine „übergeordnete Rolle“ in dem Fall zu spielen. Die Frau und der Mann sollten am Dienstag und Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden.

Leiharbeitsfirmen im Fokus der Ermittler

Die Ermittlungen laufen unter anderem wegen des Verdachts des bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern. Hinzu könnte auch noch der Vorwurf des Sozialbetrugs kommen. Im Fokus der Ermittlungen sollen zwei Leiharbeitsfirmen stehen, die Arbeitskräfte in Osteuropa angeworben und möglicherweise gewerbsmäßig ausgebeutet haben.

Es bestehe der Verdacht, dass Ausländer illegal nach Deutschland eingereist seien, um illegal eine Arbeit aufzunehmen, sagte ein Polizeisprecher. Insgesamt trafen die Einsatzkräfte auf 113 Personen, deren Identität überprüft werden müsse, um festzustellen, ob Straftaten begangen wurden. Sieben von ihnen wurden – zur Überprüfung ihrer Identität – in Polizeigewahrsam genommen.

Polizisten mit Sturmhauben durchsuchen Gebäude

Um 5 Uhr fuhren die Einsatzkräfte, darunter eine Beweissicherungs- und Festnahme-Einheit (BFE) an den Durchsuchungsobjekten mit Blaulicht vor. Polizisten in Schutzausrüstung mit Sturmhaube betraten die Gebäude, legten die Durchsuchungsbeschlüsse vor und begannen mit den Durchsuchungen. Immer wieder ertönte das lautes Anklopfen der Beamten und klare Ansagen beim Betreten der einzelnen Zimmer in den Unterkünften.

Vorfälle soll es während der Razzien nicht gegeben haben, hieß es in einer ersten Einsatzbilanz, zweieinhalb Stunden nach Beginn: Die Durchsuchungen verliefen ruhig.

Die Arbeit für die Ermittler beginnt damit aber erst, denn sie müssen die Identität der festgestellten Personen überprüfen. Erst danach können sie feststellen, ob Straftaten vorliegen.

Bei der Bundespolizei in Erfurt werden verdächtige Personen weiter befragt. Die Ermittlungen führt die Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung in Halle (Sachsen-Anhalt). Zuständig ist die Staatsanwaltschaft Erfurt. Die Einsatzkräfte kommen aus dem sächsischen Bad Düben, aus St. Augustin (Nordrhein-Westfalen), dem hessischen Hünfeld sowie aus Duderstadt in Niedersachsen.

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Anmerkung: In einer früheren Version berichteten wir, dass das Ehepaar in Erfurt festgenommen wurde. Dies haben wir berichtigt.

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