Erfurt. Ein betrunkener Waschbär sorgte vor drei Wochen für Aufregung in Erfurt – und nun wieder.
Rupfi ja, Waschbär nein. Holzfiguren gibt es im Märchenwald auf dem Domplatz eine Menge. Doch einer Figur wird der Zutritt verwehrt: dem Waschbären. Geschnitzt von dem Thälendorfer Kettensägenkünstler Florian Lindner alias „Holzflori“ – der übrigens auch die Figur Rupfi aus dem Weihnachtsbaum des vergangenen Jahres geschnitzt hatte.
„Wir wollen keinen Waschbären im Märchenwald“, sagt Marktmeister Sven Kaestner auf Anfrage unserer Redaktion am Montagmittag. Nach Ansicht der Kulturdirektion sei der Waschbär nicht kindgerecht. „Irgendwie würden die Kinder immer drauf aufmerksam gemacht werden, dass der Waschbär damals erschossen wurde. Denn das ist die Geschichte zu dem Waschbären. Und nicht vereinbar mit dem Ansinnen unseres Märchenwaldes“, betont Sven Kaestner.
Der MDR hatte am Montagmorgen vermeldet, die Waschbären-Skulptur sei ab Dienstag bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag im Märchenwald zu besichtigen. „Das stimmt nicht“, sagte Florian Lindner unserer Zeitung und wunderte sich über die Wellen, die die Geschichte schlägt. „Der Waschbär steht bei mir in der Galerie.“
Künstler erhält Absage
Am letzten Tag des Weihnachtsmarktes war der Kettensägenkünstler mit der Skulptur im Bollerwagen über den Domplatz gezogen. Dabei hatte der Rupfiholz-Waschbär auch mal kurzzeitig neben dem hölzernen Rupfi gestanden, der nach wie vor bei großen und kleinen Weihnachtsmarktbesuchern ein beliebtes Fotomotiv ist. „Florian Lindner hatte bei uns angefragt und zeigte wenig Verständnis für unsere Absage über das Aufstellen des Holzwaschbären“, sagt Sven Kaestner.
Und wie kam “Holzflori“ auf die Idee, den vermeintlich betrunkenen Waschbären im Holz zu verewigen? „Die Rupfi-Reste wollte ich ein bisschen lustig für Tierfiguren verwerten, habe aber vor der Weihnachtsmarkteröffnung nur noch die Friedenstaube geschafft“, sagt er.
Skulptur für guten Zweck einsetzen
Lindner weiß noch nicht genau, was nun mit seinem Waschbären passieren wird, hofft aber, dass er für eine gute Sache eingesetzt wird.
Viele Reststücke von Rupfi hat der Kettensägenkünstler nicht mehr in seiner Werkstatt. Ein größeres wurde zum Waschbären, dabei musste er aber schon Teile wie den Schwanz und die Bodenplatte ansetzen.
Auf dem Domplatz, wo derzeit die Weihnachtsmarktbuden abgebaut werden, fanden sich unter einigen Passanten spontan Ideen für den Holz-Waschbären: Man könnte ihn doch versteigern und das Geld dem Tierschutzverein zukommen lassen, schlug eine junge Frau vor. . .
Trauriges Ende: Betrunkener Waschbär vermutlich vom Stadtjäger getötet
Erfurter Weihnachtsmarkt-Waschbär in Holz verewigt