Erfurt. Beim 6. Erfurt-Marathon geht es über Pflaster, Pfade und sogar eine Treppe hinauf. Adrian Panse rauscht allen davon.

Beinahe hätte es Adrian Panse verpasst, sich seinen Start beim sechsten Erfurt-Marathon zu sichern. Umso schneller ist der Läufer vom USV Erfurt am Samstag in der Spur gewesen.

Zwei Stunden, 46 Minuten, 58 Sekunden zeigte die Uhr an, als der 28-jährige Erfurter nach 42 Kilometern ins Ziel beim Kanu-Bootshaus am Nettelbeckufer einlief. Das sage noch einer, der Erfurt-Marathon mit seinen verschlungenen Pfaden auf einem nicht abgesperrten Kurs tauge nicht zu einer schnellen Marathon-Zeit. Der USV-Mann hat damit allgemeines Staunen ausgelöst. Jeder Kilometer unter vier Minuten: So schnell ist niemand auf dem Kurs gewesen. Nach ihm kam eine Weile nichts.

Uwe Schmidt (Rennsteiglauf-Verein) kam als Zweiter nach 3:16:56 Stunden ins Ziel vor Denis Mair (München) in 3:23:11 Stunden. Als schnellste Frau holte sich die Erfurterin Annett Wild nach 4:00:13 Stunden die Tonplakette ab, vor Christin Drothen von Pro Kernberge Jena (4:02:39) und Christiane Kind (Fitness Mama/4:19:42).

Eine neue Baustelle versperrt den Weg

Was sie eint? Sie brachten wie alle auf dem lagen Kanten, Halbmarathoni und Nordic Walker und Einradfahrer eine Strecke hinter sich, die es mehr denn je in sich hatte. „Geht da der Marathon lang? Ach du sch…“, sagte ein älterer Herr, während er die Metalltreppe nahe des Treppenturms zum Petersberg hinaufstieg. Der Senior konnte jeden der Läufer verstehen, der unten stöhnte: „Ist das gemein.“ Michael Mieth erklärte: „Der Kurs sollte eigentlich über den Hauptweg über den Petersberg führen.“ Der Mann für Zeitnahme und Streckenfindung beim Erfurt-Marathon war bis Mittwoch noch der Meinung, dass dies klar ginge. Einen Tag vorm Start versperrte indes eine neue Baustelle den Weg. Wie so oft zuvor musste er auf den letzten Drücker noch einmal improvisieren. Ein Ausweg blieb: 48 Treppenstufen.

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Adrian Panse störte sich ebenso wenig daran wie die Radbegleiter und Einradfahrer, die ihre Gefährte noch hinaufschleppen mussten. „Man weiß ja vorher, dass hier immer die eine oder andere Überraschung wartet“, sagte Markus Jansky. Der Hamburger rollte nach 2:20:43 Stunden froh gelaunt als Erster der später gestarteten und getrennt gewerteten Einrad-Könner ins Ziel – vor Kumpel Sepp Gabler aus Heilbronn (2:21:08 h).

Markus Jansky kommt seit vier Jahren extra nach Erfurt. Wie so oft sind Gleichgesinnte aus der gesamten Republik dem Ruf des Erfurt-Marathons gefolgt. Die Möglichkeit für diese Distanz gibt es selten. Und noch dazu so abwechslungsreich. „Es ist ein liebevoller Cross-Country-Marathon“, sagte Jansky. „Er hat den Charme einer kleinen Abenteuerrunde.“

Gut drei Wochen vorm Start waren die 200 Startplätze ausgebucht

Die Macher des Erfurter Vereins Annakram hören das gern. Vor sechs Jahren haben sie den Marathon ins Leben gerufen. Inzwischen ist er nicht nur gewachsen. Die Startplätze sind begehrter denn je gewesen. Gut drei Wochen vorm Start waren die 200 Startplätze ausgebucht. Den allerletzten ergatterte Adrian Panse. Er hatte an jenem Mittwochabend schon gefürchtet, leer auszugehen und düste nach Hause, um den einen Platz zu bekommen.

Dass das Feld feststand, machte die Vorbereitung für den Verein Annakram einfacher. „Es lief besser als in den Jahren zuvor“, meinte Michael Mieth zufrieden. Improvisieren inklusive.

Die 48 Stufen sind so ein Extra gewesen. Ein charmantes. Oben angekommen, löste der Aufstieg bei den meisten Glücksgefühle aus. Der eine oder andere ahnte da vielleicht auch noch nicht, dass der Weiße-Hütte-Weg von Bischleben hinauf Richtung Waldhaus noch ein paar mehr Körner kosten sollte. Die Strecke übers freie Feld gen Waltersleben forderte genauso Tribut.

Höhenmeter sind für Adrian Panse kein Problem. Er kraxelt gern wie zuletzt beim Marathon in Südtirol. Am anstrengendsten sei es eh, am Ende durch die Stadt zu laufen. Die vielen Leute, der Weg mitten hinein, wo eine Baustelle die nächste zu ergänzen scheint.

Manch einer verlor die Spur, verlief sich

In der Tat ist es nicht einfach, in dem Netz von Warnbarken, Baggerfurchen und versperrten Wegen die Konzentration durchweg zu behalten, um den gelb-schwarzen Flatterbändern und den Zeichen zu folgen. Manch einer verlor die Spur, verlief sich. „Ich denke schon, dass wir genügend Markierungen angebracht haben“, sagte Gesamtleiter Sigurd Reisener. Da der Initiator selbst gern läuft, versteht er jedoch, wenn die Läufer bei einem Marathon wie in einem Tunnel seien. Die Hitze hat den Teilnehmern noch einiges mehr abverlangt.

Selbst Adrian Panse hatte sie zugesetzt. Nachdem er noch locker ins Ziel gelaufen war, musste er sich erstmal setzen, weil der Kreislauf kurz rebellierte.

„Im nächsten Jahr müsse wir wieder zeitiger anfangen“, sagte Sigurd Reisener. In der Hoffnung, ohnehin nicht wieder mit der Burgenfahrt zu kollidieren und den Start verlegen zu müssen. Ihm schwebt ein Termin im September vor, nach den dann später beginnenden Ferien.

Und Adrian Panse? Er wird wohl wieder dabei sein. Der Erfurt-Marathon sei ja „vor der Haustür, ein Stück Heimat eben, übersichtlich im vertrauten Kreis“. „Ich kann ihn empfehlen“, sagt er und lacht. „Man muss nur schnell sein.“