Erfurt. Eishockey, Oberliga Nord: Die Black Dragons verlieren auch ihr viertes Saisonspiel nach vielen vergebenen Chancen gegen Leipzig mit 1:6.

Vor dem Spiel gegen die Eisfighters Leipzig las sich die Bilanz der TecArt Black Dragons so: drei Spiele, Null Punkte, 5:15 Tore. Nach dem Match: vier Spiele, Null Punkte, 6:21 Tore. Nichts für die Ruhmeshalle. Und dennoch: Das 1:6 gegen die Leipziger erzählt nicht die richtige Geschichte. Die ging so.

Die Erfurter hatten den erkrankten Felix Schümann und den verletzten Jacub Körner nicht an Bord. Beide zählen zu den Stützen und sind so schnell nicht zu ersetzen. Dennoch ließen sich die Drachen davon nicht beeindrucken. Mit Mut und Elan ging es ans Werk. Man demonstrierte, dass man sich den hochbezahlten Profis aus der Messestadt nicht so einfach zu ergeben gedachte. Die Black Dragons suchten ihr Heil in der Flucht nach vorn. Leipzig staunte und legte dann nach fünf Minuten jede Zurückhaltung ab. Es kam – sehr zur Freude der 571 Zuschauer – zu einem munteren Match mit viel Tempo und Chancen. Und die erste nutzten die Gäste (Komnik, 6. Minute).

Da wurden schon die ersten Bedenken auf den Rängen vor sich hin gemurmelt. Weit gefehlt. Aus dem Nichts fiel das 1:1 (9.). Schüppings Schuss knallte an den linken Pfosten, dann an den rechten und dann rutschte die Scheibe ins Tor. Doch in diese freudetrunkene Phase platzte das 1:2 (10.). Nur 16 Sekunden hatte es gedauert und der Jubel blieb im Halse stecken. Eichelkraut gab den Spielverderber.

Macht nichts, sagte man sich im Carroll-Team. Es kam das Zeichen zum Angriff. Visier runter, wie früher beim ritterlichen Gefecht und drauf. Und genau das war die Phase, als die Erfurter die große Chance vergeigten, ihrem Gegner den Zahn zu ziehen. Erst setzte Michal Vazan den Puck an den Pfosten (12.), dann überboten sich die Drachen gegenseitig beim Sündigen mit den dicksten Torchancen.

Sage und schreibe sechs Mal lief zwischen der 12. und 38. Minute ein Erfurter allein auf Leipzigs Torwart Eric Hoffmann zu. Nicht einem gelang es, den Puck am Keeper vorbei zu bringen. Hätte, wenn und aber. Diese Riesengelegenheiten, die Leipziger in die Knie zu zwingen, wurden von Kämmerer, Weise, Schüpping, und zwei Mal Kostourek kläglich vergeigt.

Wenn man schon beim Konjunktiv ist. Wer weiß, was passiert wäre, hätte nicht Leipzigs Verteidiger Erek-Dirk Virch ein Foul der ganz üblen Sorte für Michal Vazan im Portfolio gehabt. Er rammte den Slowaken in der 19. Minute sinn- und rücksichtslos derart brutal in die Bande, dass Vazan bewusstlos liegen blieb und mit einer Trage vom Eis geschoben werden musste. Er kam ins Krankenhaus, wo man eine heftige Gehirnerschütterung diagnostizierte. Virch bekam zwar eine Spieldauerstrafe, aber Erfurt verlor durch diese Kamikaze-Nummer einen seiner kreativsten Angreifer.

In der 33. Minute kam es, wie es kommen musste. Macht man die Tore nicht selber – gerade erst hatte Kostourek verballert –, dann machen es halt die anderen. Aus der Erfurter Chance wurde ein Überfall der Leipziger, bei dem fünf Spieler auf das Erfurter Tor zuliefen und den einzig verbliebenen Verteidiger nebst Torwart Benedict Roßberg vernaschten. Torschütze Albrecht dankte.

Im letzten Durchgang rappelte es noch drei Mal im Erfurter Kasten. Leipzig brachte das Spiel routiniert, technisch versiert und körperlich robust nach Hause. Israel (45.), Berger (48.) und Velecky (52.) machten es den glücklosen Gastgebern vor, wie das geht mit dem Tore schießen. Der Lohn: die Tabellenspitze in der Oberliga Nord.

Den Black Dragons – nun Tabellenletzter – kann man bei allem Verdruss über die vierte Niederlage am Stück zu Gute halten, dass sie phasenweise gezeigt haben, dass sie es können. Das mit der fehlenden Treffsicherheit indes wird in den nächsten Spielen erneut Probleme bereiten, wenn man es nicht schafft, den Hebel umzulegen. Am Freitag gehts es nach Krefeld. Und nächsten Sonntag kommen die Duisburger Füchse. Hartes Brot.