Tempo 30 vor Erfurter Gemeinschaftsschule gefordert

Anja Derowski
| Lesedauer: 2 Minuten
Eine Demonstration zur Verkehrsberuhigung ist die Verkehrsberuhigung selbst. Pünktlich zum Schulbeginn wurde für Tempo 30 vor Schulen demonstriert.

Eine Demonstration zur Verkehrsberuhigung ist die Verkehrsberuhigung selbst. Pünktlich zum Schulbeginn wurde für Tempo 30 vor Schulen demonstriert.

Foto: Kathrin Mittelstädt

Erfurt.  Am „Zu-Fuß-zur-Schule-Tag“ demonstrierten Eltern vor einer doppelspurigen Einfallstraße in Erfurt. Sie proklamieren Tempo 30 vor Bildungseinrichtungen.

Betonmischer, SUVs und Kieslaster dröhnen um 7.20 Uhr mit 50 Stundenkilometern an dem Versammlungsteam vorbei. Die Polizei schaltet das Blaulicht ein und rollt langsam auf die Straße, um das Team auf die Fahrbahn zu leiten.

Es ist der „Zu-Fuß-zur-Schule-Tag“ – eine bundesweite Aktion. Und es wird schnell klar: Eine Demonstration zur Verkehrsberuhigung ist die Verkehrsberuhigung selbst. Pünktlich zum Schulbeginn, wenn die circa 800 Kinder der Evangelischen Gemeinschaftsschule in der Eugen-Richter-Straße zur Schule gehen, ist der harte Kern der europäischen Mobilitätswoche auf der Straße und proklamiert Tempo 30 vor Schulen. Damit der Verkehr zur Hauptzeit etwas langsamer rollt, ist eine Handvoll engagierte Eltern und Aktive früh halb acht auf die Straße gegangen und hat mit Hilfe der Polizeibegleitung den Verkehr verlangsamt.

„Die Anmeldung einer Versammlung ist einfach und die Meinungsfreiheit ein hohes Gut in Deutschland. Jeder Mensch, der sein Recht ausübt, wird geschützt, so auch wir vor dem Autoverkehr im Rahmen der Versammlung“, sagt Demo-Anmelder Frank Mittelstädt. Dass so der Verkehr nicht dauerhaft entschleunigt wird, ist dem Spaziergangswissenschaftler bewusst. „Unsere Erfahrungen zeigen aber, dass man sich in kleinen Schritten bewegen muss, da sowohl die Straßenverkehrsordnung als auch die Autofahrenden an sich als ein scheues, aber bissiges Wesen gelten.“ Die Demonstrierenden fordern mehr Konsequenz in der Beruhigung des Autoverkehrs insgesamt und besonders vor Schulen.

Eltern wollen sich weiterhartnäckig bleiben

Selbstständig sollen die Kinder werden, Elterntaxis vermieden werden. „An so einer belebten Straße kann kein Elternteil sein Kind mit gutem Gewissen zur Schule gehen lassen“, meint Mittelstädt. Er berichtet, im Mai hieße es vom Tiefbau- und Verkehrsamt, Tempo 30 sei an dieser Straße eigentlich nicht durchsetzbar. Da bleibe man nun hartnäckig.

Während die meisten Autofahrer gelassen wirken und die Daumen heben, läuft der Verkehr im Schritttempo weiter. Die Anspannung in der Eskorte ist spürbar, denn die Lkw fahren trotzdem beeindruckend laut und groß direkt am Team vorbei. Wenigstens langsamer, wenigstens heute früh. „Diese angemeldete Intervention ist ein voller Erfolg“ resümiert Frank Mittelstädt. „Eigentlich muss man das jeden Morgen so machen, vor jeder Schule mit diesen Problemen.“