Erfurt. Freundeskreis Michaelis schließt zum Hoffest ein neunjähriges Projekt ab

Die Neun ist im Allgemeinen kein Anlass, um extra zu feiern, anders beim diesjährigen Hoffest vom Freundeskreis Michaelis. Vor neun Jahren hatten sich – wie es in der Vereinsdarstellung heißt – „Historiker und Hausfrauen, Rentner und Jugendliche, Anwälte und Künstler“ zusammengefunden, um mit ihrem Engagement für die Michaeliskirche ein geschichtsträchtiges Stück Erfurt zu bewahren. Konkret: dessen Kunstschätze.

Zur Andacht mit Senior Matthias Rein beim Hoffest hieß es dazu Dienstagabend vom Vereinsvorsitzenden Karl-Heinz Kindervater „Es ist geschafft: Alle wertvollen, geschichtsträchtigen Kunstwerke sind gereinigt, restauriert, neu aufgestellt. Manche haben wir aus dem Dunkel der Vergessenheit, aus Abstellkammern und vom Boden, ans Licht geholt, erneuert, neu positioniert.“

Als Beispiele wurden aufgezählt: ein Fresko, die Figur des auferstandenen Christus (Altaraufsatz), Moses und David auf der Orgelempore, der Erzengel Michael an der Säule, das Kruzifix überm Eingang, der Taufstein. Und da sind noch die Grabmale. 28 stehen jetzt im Hof, alle sind beschildert. Das Grabmal von Johannes Lang jedoch bekam einen Extra-Platz in der Kirche selbst. Nunmehr an der Wand und das Abbild darauf sei das einzige, das es von Luthers Weggefährten geben soll. Die Entdeckung gelang Historiker Tim Ertel. Die Geschichte der Michaelis-Grabsteine, verwendet als Fußbodensteine im Kirchenraum, statt aufgestellt auf einem Friedhof, erzählte anhand des wissenschaftlichen Weges der Erforschung Hochschul-Professor Karl Heinemeyer. Die Gründe waren praktischer Natur: Der Michaeliskirchhof war zu klein und nicht erweiterbar, wie bei vielen Innenstadtkirchen.

Neun Jahre haben die Michaelis-Freunde für ihr Kunst-Projekt gebraucht. Nun feierten sie das un-runde Jahresereignis; mit den Sponsoren/Paten für die Grabmale, Spendern, Zuschussgebern sowie mit den Verantwortlichen für die Entscheidungen in den kirchlichen Gremien, von den staatlichen Denkmalstellen, mit den Restauratoren und Vereinsmitgliedern. Beiseite geschoben sind die oft zähen Abstimmungsprozesse, das Ringen um neues Geld. Von Herzen kam das Dankeschön an die Sparkasse Mittelthüringen, das Landesamt für Denkmalpflege, die Erfurter Münzfreunde, den Lions-Club Via Regia, den Rotary-Club Erfurt, den Orden Cordon Bleu du Saint Esprit sowie etlichen Einzelspendern.

Die Michaelisfreunde machen weiter, künftig im kleineren Rahmen, sagt der Vereinsvorsitzende. Er verweist auf die Öffnung des Hofes an den Sonntagen, auf Ausstellungen am Michaelistag, auf weihnachtliche Konzerte und eine konzertante Andacht zu Silvester – und als Heimstatt eines Amselpärchens im Torbogen. Auch das ist irgendwie eine Belebung des besonderen Ortes.