Erfurt. Die Bürgerbeteiligung einer Stadt obliegt nicht nur in der Verantwortung der Großen. Das bewies die jüngst in der Aula der Thomas-Mann-Schule stattgefundenen Kinderkonferenz „Komm vorbei und misch mit“.

Mehr als 100 rote Punkte geben die Richtung vor. Sie kleben auf A1-Papier, jedes ist mit einem Thema versehen. Mit Hilfe der Punkte werden die wichtigsten Themen auf zehn Gruppen verteilt.

Am Dienstagvormittag ist es voll in der Aula der Thomas-Mann-Grundschule. Hier findet die Kinderkonferenz Oststadt statt, durchgeführt von „Bämm!“, der Beteiligungsstruktur Erfurts. Vanessa Blödorn und Thomas Forthaus von „Bämm!“ teilen sich eine Vollzeitstelle, sie organisieren unter anderem stadtweite und regionale Kinderkonferenzen.

„Uns ist es wichtig, mit Akteuren, die vor Ort sind, in Kontakt zu treten und sie für die Konferenz gewinnen zu können“, sagt Thomas Forthaus. So wirken neben fast 100 Kindern auch Lehrer und Sozialarbeiter vom benachbarten Kinderfreizeittreff „Hoppla“ und vom Jugendhaus „Domizil“ an der Kinderkonferenz mit.

Vorab waren in den Klassen von den Kindern als wichtig eingestufte Themen gesammelt worden. Unter anderem waren das: mehr Freizeitaktivitäten im Viertel, mehr abgesteckte Graffitiwände, Regeltafeln an Spielplätzen, eine insektenfreundliche Begrünung, größere und neue Spielplätze, mehr Mülleimer, Fahrradständer, Bänke, öffentliche Toiletten und Wasserspender – und weniger Autos.

„Solche Konferenzen sind großartig, um einen tatsächlichen Eindruck über die Wünsche und Forderungen der Kinder zu bekommen – und ihnen zu vermitteln, dass ihre Meinung wichtig ist“, sagt Erfurts Sozialbeigeordnete Anke Hofmann-Domke. Und nennt ein Beispiel, wie auch Bürgerbeteiligung im Kleinsten stattfinden kann. So hatten im vergangenen Jahr zwei Jungs an den Oberbürgermeister geschrieben, weil die Spielplätze im Viertel (Krämpfervorstadt) zwar „ganz okay“ seien, es aber an einer Tischtennisplatte fehle. Das zuständige Amt prüfte die Machbarkeit – und die Platte kam.

Die Ergebnisse aus der gestrigen Konferenz übergaben die Kinder ebenso an die Zuständigen in der Stadtverwaltung, so an Vertreter des Garten- und Friedhofsamtes und des Jugendamtes. Auch der Förderverein und die Schulleitung nehmen Ideenanregungen mit.

Ein Wunsch: weniger Hausaufgaben – stattdessen eine Umorganisation des Schulalltags. Zudem soll ein Streitschlichterprogramm durchgeführt werden bis zum Sommer. Der Förderverein möchte die insektenfreundliche Begrünung in Angriff nehmen und in weitere Fahrradständer investieren.

Der Wunsch nach mehr Spielplätzen wurde direkt der Verwaltung angetragen. „Es ist insofern spannend, als dass wir gerade am Mittwoch über zusätzliche 150.000 Euro für Spielplätze diskutieren werden im Stadtrat“, meint Anke Hofmann-Domke.