Erfurt. Alexa Bliss berichtet über ihren Job als Wrestlerin. Am 13. November kommt sie mit anderen WWE-Stars nach Erfurt.

Alexa Bliss ist eines der Gesichter der World Wrestling Entertainment Inc. (WWE). Wir trafen die 28-jährige, die im wahren Leben Alexis Kaufmann heißt und aus dem US-Bundesstaat Ohio stammt. In Erfurt wird sie mit anderen WWE-Stars am 13. November in der Messehalle auftreten.

Vor zwei Tagen standen Sie noch in Amerika im Ring. Heute sind Sie – über 9000 Kilometer entfernt – in Erfurt und wirken wie das blühende Leben. Wie kommen Sie mit den Reisestrapazen klar?

Ich trinke eine Menge Kaffee. Außerdem kann ich gut im Auto schlafen.

Wie oft sind Sie angesichts des weltweiten Tour-Plans der WWE eigentlich zu Hause?

Weniger als 60 Tage im Jahr.

Das ist sicher manchmal hart.

Ja, aber ich kann in meinen Koffer viel packen, was mir etwas bedeutet und mache dann den Ort, wo wir geraten auftreten, zu meinem Zuhause.

Wie sind Sie als junge Frau auf die Idee gekommen, Wrestlerin zu werden?

Alle in meiner Familie sind große Wrestling-Fans. Wir haben immer montags WWE geschaut. Nach dem College habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich an einem Probetraining der WWE teilnehme. Und sie sagte: Nein, das machst du nicht. Und nun bin ich seit sechs Jahren bei WWE.

Welcher WWE-Superstar hat Sie in Ihrer Jugend besonders beeinflusst?

Für mich waren Trish Stratus und Rey Mysterio Vorbilder. Ich war Turnerin, also habe ich vor allem den technische Style von Rey geliebt und mir etwas abgeschaut.

Wenn Sie jemand fragen würde: Was ist Wrestling? Was würden Sie sagen?

Es ist athletisches Geschichtenerzählen. Wir sind sehr gute Sportler, aber wir versuchen auch, den Leuten Storys zu erzählen. Wir haben die Guten und die Bösen. Die Zuschauer sollen sich mit den einzelnen Persönlichkeiten identifizieren, emotional mitgenommen werden – egal ob Frauen, Männer oder Kinder.

Also eine sportliche Soap Opera?

Ja, so kann man es sagen.

Sie haben in der Show manchmal Ihre eigene Talkshow. In „A moment of Bliss“ interviewen Sie oft andere WWE-Superstars. Stehen Sie lieber im Ring oder hinterm Mikrofon?

Ich mag beides sehr gern und könnte nicht sagen, was ich bevorzugen würde. Genau das macht ja unseren Sport aus. Auf der einen Seite sind wir Sportler, auf der anderen aber auch Entertainer, die die Storylines der Shows voranbringen sollen.

Die Geschichten werden im Vorfeld von Autoren geschrieben. Können Sie als Wrestlerin Einfluss darauf nehmen?

Unser Kreativteam arbeitet immer sehr genau heraus, was wir tun und sagen sollen. Aber es ist ein offener Prozess, auf den wir einwirken können. Es funktioniert ja nur, wenn alle davon überzeugt sind, was sie tun.

Wie lange mussten Sie trainieren, um beispielsweise einen Move wie den „Twisted Bliss“ hinzubekommen? Da fliegen Sie vom obersten Ringseil auf eine oder mehrere Gegnerinnen.

Das hat viele Monate Training gebraucht, bis ich ihn perfekt hinbekommen habe. Im Ring zu landen, wenn niemand drin liegt, ist nicht sehr angenehm. Aber ich habe es einfach immer wieder gemacht, bis ich ihn perfekt hinbekommen habe.

Haben Sie Angst, wenn Sie beim „Twisted Bliss“ auf Gegnerinnen springen?

Ja und nein. Ja, weil ich lange durch die Luft fliege und vielleicht hart aufkomme. Nein, weil ich das solange geübt habe. Und wenn jemand außerhalb des Rings steht, weiß ich, sie fangen mich.

Es gibt Matcharten, da traktieren Sie sich mit anderen Wrestlerinnen mit Stühlen, Kendo-Sticks (eine Art Bambusstock) oder schmeißen sich gegenseitig durch Tische. Was sich die Zuschauer immer fragen: Tut das weh?

Ja, das tut sehr weh. Oft sieht man nach so einem Match die Abdrücke der Stühle oder Kendo-Sticks noch lange auf dem Rücken. Und das fühlt sich nicht gut an.

Können Sie diesen Hardcore-Matches, die die Fans lieben, trotzdem etwas abgewinnen?

Ich mag diese Matcharten eigentlich sehr, weil man im Ring viel kreativer sein kann und mehr Möglichkeiten hat als bei einem normalen Match.

Sie müssen verschiedene Rollen spielen. Manchmal sind Sie die Gute, oft die Böse. Was sind Sie gerade und was gefällt Ihnen besser?

Welche Rolle ich aktuell in meinem Tag-Team mit Nikki Cross spiele, weiß ich eigentlich noch gar nicht. Die Geschichte muss sich erst noch weiter entwickeln. Grundsätzlich bin ich aber lieber die Böse, denn das macht riesigen Spaß.

Wer von den Bösen im WWE-Kader ist im wahren Leben eigentlich der Netteste?

Das bin ich. (lacht) Naja, Braun Strowman und Bray Wyatt sind auch echte nette Typen, wobei ich nicht so genau sagen kann, ob sie im Ring aktuell böse sein sollen.

Früher waren die Frauen-Kämpfe im Wrestling für viele Fans nur Pausenfüller. In den vergangenen Jahren hat sich das geändert, man spricht von der Frauen-Revolution. Bei der größten Show des Jahres, Wrestlemania, standen erstmals Frauen im Hauptmatch. Wo geht die Reise hin?

Es ist einfach toll, dass die Frauen immer mehr Möglichkeiten bei WWE bekommen, zeigen können, dass sie wie die Männer hervorragende sportliche Performer sind. Ich will sehen, wie sich das in den kommenden drei, vier Jahren weiterentwickelt.

Haben Sie auch Zeit, sich auf der Tour die Städte anzuschauen?

Ich hoffe es. Zum Beispiel, wenn wir am 13. November nach Erfurt kommen.

Was macht die deutschen Fans so besonders?

Sie sind sehr laut, sehr emotional. Darauf freue ich mich. Ich kann jedem nur empfehlen, sich unseren Auftritt in Erfurt anzuschauen. Die Stimmung beim Wrestling ist einzigartig.

WWE live: Mittwoch, 13. November, 19.30 Uhr, Messehalle Erfurt, Tickets unter www.ticketshop-thueringen.de