Wandersleben. Der Liedermacher Paul Bartsch aus Halle war in der Menantes-Gedenkstätte Wandersleben zu erleben.

Eingeladen war zu einer Autorenlesung, herausgekommen ist ein Liederabend mit einigen gelesenen Episoden. Zu Gast war der Hallenser Literaturwissenschaftler, Hochschulprofessor, Liedermacher und Buchautor Paul Barsch (65).

In seinem Lied vom dressierten Zirkustiger, mit dem er sich vorstellte, charakterisiert er sich als Freigeist, der sich allen ideologischen Einflüssen zum Trotz nicht hat verbiegen lassen: „Doch wer glaubt, mein Zug ist abgefahren, der hat schon gegen mich verloren.“ Und in einem an Renfts „Ermutigung“ orientiertem Lied fragt er: „Wie ist es möglich, Mensch zu bleiben in dieser irren, irren Zeit?“ An anderer Stelle schließlich heißt es zum Thema Freundschaft: „Red mir nicht nach dem Mund. Ich will wissen, was du denkst.“ Den längsten Beifall erhielt er für sein Lied „Liebes Land“, in dem er sich der modern gewordenen Verachtung von Heimatidentität verweigert: Er will sein Land nicht verlieren, das ihm „doch zum Glück wie ein Klotz am Bein“ hängt.

Aus einem allerdings ganz anderen Grund wollten auch gewisse Leute in der DDR wissen, was ihre Untertanen dachten. Da war es für einen jungen Menschen durchaus gefährlich, als „Bravo“-Leser enttarnt zu werden. Davon handelt seine Novelle „Große Brüder werfen lange Schatten“, die vom östlichen Hunger nach westlicher Popkultur erzählt.

Sprachlich wie inhaltlich anspruchsvoller, eher auf den inneren Diskurs ausgerichtet, ist sein nur ein Jahr später erschienenes zweites literarisches Werk, „Das Wasser am Hals“ (2019). Hier versucht ein Verlagslektor, ein unverlangt eingesandtes Manuskript per Gutachten in den Orkus zu befördern und trifft dabei zunehmend auf ungelöste Probleme im eigenen Leben: „Bewege ich mich – oder verschiebt nur jemand die Kulissen?“