Gotha. Der „Mein Real“ in Gotha ist zwar geschlossen, aber einem Leser ist er ganz besonders im Gedächtnis geblieben.

Zeitungsleser Rolf Janson hat die Geschichte des Gothaer Real-Marktes von seinen Anfängen bis heute verfolgt und möchte den Mitarbeitern des Marktes Dankeschön sagen. Der Markt schloss Ende März nach einer Insolvenz des Betreibers.

Nun ist er zu, der Real-Markt in Gotha. In Artikeln war über die Insolvenz und das Objekt zu lesen, aber kein Wort über das Personal, das jetzt seinen Arbeitsplatz verliert. Am Samstag machte der Markt für immer zu und es flossen sehr viele Tränen.

Unter ihnen Mitarbeiterinnen der ersten Stunde, die nach der Wende, als die Treuhänder aus den alten Bundesländern die DDR-Betriebe, besser gesagt ihre Konkurrenz ausgeschaltet hatten, arbeitslos wurden und nun neue Arbeitsplätze suchten. Plötzlich überschwemmten uns die Waren aus dem Westen. Wo aber sollten sie verkauft werden? „Allkauf“, der Vorgänger von „Real“ nutzte sogar die nicht mehr benötigten Gewächshäuser in der Sportstraße und bot dort seine Waren an.

In der Hitze der Glashäuser begannen die Mitarbeiter in dem sehr beengten, aber auch bei Regen sehr feuchten „Supermarkt“ die Waren vor Nässe zu schützen und an den Mann zu bringen. Dann wurde aus „Allkauf“ „Real“ und in einem neuen, modernen und sehr großen Markt, in dem es fast alles gab, wurden durch den Fleiß der Mitarbeiter jährlich Millionenumsätze erzielt.

Bereits 1990 eröffnete der Allkauf-SB-Markt an der Spohrstraße in Gotha Nord. Von Unterhaltungselektronik bis zu Lebensmitteln wurde vieles angeboten. Der Verkauf in den ehemaligen Gewächshäusern war insbesondere für die Mitarbeiter kein leichtes Unterfangen. Im Sommer herrschte tropische Hitze und Feuchtigkeit setzte den Waren zu.
Bereits 1990 eröffnete der Allkauf-SB-Markt an der Spohrstraße in Gotha Nord. Von Unterhaltungselektronik bis zu Lebensmitteln wurde vieles angeboten. Der Verkauf in den ehemaligen Gewächshäusern war insbesondere für die Mitarbeiter kein leichtes Unterfangen. Im Sommer herrschte tropische Hitze und Feuchtigkeit setzte den Waren zu. © Archiv | Matthias Wenzel

Selbst bei sehr hohem Schnee schafften es die Mitarbeiter, die auch aus entfernten Gemeinden kamen, pünktlich für ihre Kundschaft die Türen zu öffnen. In Coronazeiten waren sie sogar „die Helden“, die trotz der gefährlichen Krankheit die Lebensmittel und auch das Klopapier an die Bevölkerung verkauften. Auch mit Angst um ihre eigene Gesundheit. Coronaprämien oder ähnliche Zuschüsse auch zur Inflation, wie es Beamte oder der öffentliche Dienst bekamen, gab es für sie nicht.

Die Mitarbeiter gingen ihrer täglichen Verpflichtung nach und sorgten auch nach 33 Jahren Wiedervereinigung zum Osttarif in der Bezahlung für Zufriedenheit bei der Kundschaft sowie der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Sie brachten mit ihrer Arbeit bestimmt nicht Real in die Insolvenz!

Weihnachten kam dann die Kündigung. In bürokratischem Deutsch war zu lesen, was man jetzt einhalten müsse, um Arbeitslosengeld zu bekommen. Nicht ein Wort des Dankes war zu lesen. Eine Abfindung für diese lange Zeit wird es wohl bei Insolvenz auch nicht geben.

Mit dem Umzug in die Schubertstraße wurde aus „Allkauf“ ein Real-Markt, später dann „mein Real“.
Mit dem Umzug in die Schubertstraße wurde aus „Allkauf“ ein Real-Markt, später dann „mein Real“. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf

Auf dem letzten Werbeblatt von Real wurde sich bei der Kundschaft bedankt und auf den Schlussverkauf hingewiesen. Keine Waren blieben übrig, nur ein Markt mit leeren Regalen. Ein ganz trauriges Bild für die Mitarbeiter. Droht dem Objekt dasselbe Schicksal wie dem Praktiker-Baumarkt? Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ehemaligen Real-Marktes bleibt nur zu wünschen, dass sie schnell wieder in Arbeit gelangen, natürlich nicht zum Mindestlohn und endlich auch zum West-Tarif, aber vor allem gesund bleiben.

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