Wort zum Sonntag: Claudius Fialik über Glück und Scheuklappen

An diesem Wochenende geht es im Gottesdienst um Jesus, der einem Blinden am Sabbat die Augen öffnet und dafür von den Schriftgelehrten verurteilt wird, denn am Sabbat ist das Arbeiten und damit auch Wunderheilungen vom jüdischen Gesetzt verboten. Im Gegensatz zum Blinden öffnen wir täglich unsere Augen und sind dennoch oft blind. Verschließen wir nicht auch unsere Augen vor den Problemen und Notsituationen anderer Menschen und sind häufig ja auch schon genug mit unseren eigenen Problemen beschäftigt? Ist nicht jeder seines Glückes Schmied?

Etwas anders klingt dieses Sprichwort, wenn man es so formuliert: Entweder du sorgst selbst für dein Glück oder du führst ein Leben, das dich leiden lässt. Und es stimmt ja auch irgendwie: Für unser persönliches Glück sind nur wir selbst verantwortlich. Dieser Satz beziehungsweise diese Feststellung darf aber keine Entschuldigung dafür sein, dass man blind gegenüber allen Mitmenschen durchs Leben läuft. Er bedeutet außerdem, dass man lernen muss, mit Situationen zu leben, die man selbst nicht beeinflussen kann. Man sollte sich nicht den Tag verderben lassen, nur weil die Bäckerin am Morgen einen aus irgendwelchen Gründen anmotzt, nur um ein Beispiel zu nennen. Und wer weiß, vielleicht gelingt es ja auch in schwierigen Situationen, etwas Positives für sich zu finden. Auch die Corona-Krise kann eine Chance sein, die Scheuklappen einmal abzulegen und die Augen zu öffnen.

Claudius Fialik ist FSJ-ler der St.-Bonifatius-Gemeinde Gotha