Georgenthal. Tourist-Information lädt regelmäßig zu baugeschichtlichen Rundgängen mit Ralf Hill ein. Auch Klosterruine im Programm

Touristen und Einheimische, die sich mit der Geschichte der Region vertraut machen wollen, hören am Samstagvormittag in einem kleinen Nebenraum des Georgenthaler Bürgerhauses gespannt zu. Ralf Hill, der auch zum St.-Georgs-Fest als einer der Mönche auftritt, berichtet über die Geschichte des Ortes im Süden des Landkreises Gotha. Sein Thema ist die von der Gründerzeit geprägte Baugeschichte Georgenthals.

In der Phase der Hochindustrialisierung Deutschlands, die er von 1870 bis 1914 angibt, hatte sich das Ortsbild wesentlich verändert. Während im 18. Jahrhundert das Reisen noch Privileg der Adligen und Wohlhabenden war, entdeckt im 19. Jahrhundert laut Hill die Geschäftswelt, dass mit der Reiselust Gewinne erzielt werden können. Reisen stand für Erholen in der Natur, Vergnügen und Abwechselung vom Alltag und Bewegung an frischer Luft.

Hill erwähnt Sanitätsrat Louis Mayer, der Georgenthal als Erholungsort entdeckte und erste Impulse für den Besuch von Gästen gab. 1870 erwarb er die ehemalige Oberförsterei und richtete dort eine Stätte für „leidende und der Erholung Bedürftige“ ein.

Mit der Entwicklung des Fremdenverkehrs sei auch in Georgenthal eine typische Architektur entstanden, auch unter dem Begriff „Bäderarchitektur“ bekannt. Balkone, Veranden, Erker, Türme sowie Kunstschmiedeornamente und filigrane Holzdekors prägten sie. Auf einem eineinhalbstündigen Rundgang durch den Ort tritt Hill dann den sichtbaren Beweis an und zeigt den Teilnehmern zahlreiche Gebäude, an denen die Merkmale dieser Architektur noch deutlich erkennbar sind. 37 Gebäude beziehungsweise ehemalige Gebäudestandorte und eigens angelegte Wege sucht er auf, erklärt einstige und heutige Nutzung der jeweiligen Stellen und benennt einige zusätzliche Häuser, zu denen ein Fußweg offenbar im Rahmen einer solchen Führung zu weit ist. Auch der Klosterhof am Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft Apfelstädtaue zählt zu den Stationen. Er steht momentan leer, kann aber für Familienfeiern gemietet werden. Ab Herbst soll es dort einen Tango-Kurs geben, war von Bürgermeister Bert Rommeiß (parteilos) zu erfahren.

Ralf Hill bietet die bauhistorische Führung zweimal im Jahr an. Die Termine werden im Bürgerhaus ausgehangen. Jeden Montag um 14 Uhr gibt es in Georgenthal eine Führung durch die Klosterruine das Kornhaus und die Kirche. Außerdem gibt es Führungen zum Gewässersystem Flößgraben/Leina.