Ernstroda. Das Schlachtfest in Ernstroda erinnert auch mit Vorführungen an traditionelles Handwerk. Traktorfahrten und Strohburg begeistern Kinder

Einen Besucher-Ansturm erlebte am Samstag das Schlachtfest in Ernstroda. Eingeladen hatte dazu die TZG, was ausgesprochen Tierzuchtgenossenschaft heißt. „Aber da wir keine Genossenschaft sind, sondern eine GmbH, sagen wir nur noch TZG“, erklärte Simone Hartmann, wie Andreas Umbreit Geschäftsführer dieses landwirtschaftlichen Betriebes.

2300 Rinder werden bei der TZG gehalten – Jungrinderaufzucht und Mutterkuhhaltung gehören dazu. Simone Hartmann: „Wir nutzen viele Weideflächen in der Region. Darunter sind auch Feuchtwiesen, auf denen sich unsere Wasserbüffel, sehr ruhige Tiere übrigens, wohlfühlen.“

Solch einen Wasserbüffel namens Roulade bekamen die Besucher am Samstag in einem Gehege zu sehen. Der ließ sich von Saskia (9) aus Schnepfenthal auch mal über die Nase streicheln. Gleich daneben war eine Strohburg aufgebaut, auf der Kinder nach Herzenslust herumklettern konnten. „Das kommt immer wieder gut an“, freute sich Simone Hartmann.

Sie verwies auf weitere Angebote für kleine Gäste. Neben einer Hüpfburg oder Mitmachspaß am Stand der Feuerwehr des Ortes war da auch die Möglichkeit, in einem riesigen Traktor mitzufahren. Das wurde rege genutzt. „Wir nehmen 50 Cent pro Runde. Wie jedes Mal spenden wir diese Einnahmen für einen guten Zweck. Dieses Jahr soll der Heimatverein Ernstroda bedacht werden“, sagt die TZG-Geschäftsführerin. Zuvor hatte zum Beispiel schon der Kindergarten des Ortes von dieser Idee profitiert.

Wo sich Kamm und dicke Rippen befinden

Marktstände, vielfältige Speisen und Getränke sowie Vorführungen ergänzten das Angebot beim Schlachtfest. Wo es das typische Schnitzfleisch und die Wurstsuppe gab, bildeten sich lange Schlangen. „Wir wollen mit unserer Veranstaltung immer am zweiten Oktoberwochenende Bezug nehmen zum historischen Schlachtfest, das ja kaum noch jemand kennt. Deshalb zeigen wir auch, wie ein Schwein zerlegt wird und welche Teile sich wo befinden“, erklärt Simone Hartmann.

Fleischermeister Jürgen Rohmann hatte dabei viele interessierte Zuschauer, und wenn er den Schweinekamm oder die dicken Rippen herausgelöst hatte, fanden sich immer auch gleich Abnehmer. Arnd Hölzer wog und verkaufte die Teile. Der einstige leitende Mitarbeiter der TZG hilft auch als Rentner noch gern bei Veranstaltungen in seinem einstigen Betrieb.

An anderer Stelle auf dem Gelände wendete Marcel Möller unterschiedliche Rindfleischstücke, die in einer wagenradgroßen Pfanne auf einer Grilltonne vor sich hin brutzelten. Möller ist Fleischermeister bei der TZG und seit diesem Jahr zudem Fleisch-Sommelier. Sommeliers, also Genussberater, gibt es längst nicht mehr nur für Wein, sondern inzwischen eben auch für Fleisch. Marcel Möller hat dafür eine Weiterbildung absolviert. Beim Schlachtfest gibt er schon mal Tipps, wie Rindfleisch am besten zubereitet wird. Ab nächstem Jahr wird er vierstündige Grillseminare veranstalten – jeweils im letzten Freitag im Monat um 17 Uhr. „Anmelden kann man sich dafür jetzt schon in unserem Bauernmarkt“, macht er aufmerksam.

Der Bauernmarkt, der montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und samstags von 8 bis 12 Uhr geöffnet hat, ist für Kunden das Herzstück der TZG. Denn dort erhalten sie vor Ort produzierte Fleisch- und Wurstwaren sowie andere regionale Produkte von Tee bis zu Käse.

Rindfleisch kommt aus eigener Erzeugung

„Wir haben seit 2009 ein eigenes Schlachthaus, wo wir auch Lohnschlachtungen für Rinder, Schweine und Schafe von Agrarunternehmen und Privatpersonen anbieten. Es ist seit 2017 öko-zertifiziert“, sagt die Geschäftsführerin. „Wir verarbeiten ausschließlich Rindfleisch aus unserer eigenen Erzeugung sowie Schweinefleisch aus unseren Partnerbetrieben im Landkreis. Kurze Transportwege sichern eine gute Fleischqualität“, betont Simone Hartmann. Tägliche strenge Kontrollen seien selbstverständlich.

Das Schlachtfest und ein Frühlingsfest sollen dazu beitragen, diese Direktvermarktung noch bekannter zu machen. Dafür ist auch ein Verkaufswagen der TZG jede Woche von Mittwoch bis Samstag in der Region unterwegs. „Generell steigt die Nachfrage nach unseren Produkten schon. Immer mehr Menschen möchten wissen, wo das, was sie essen, tatsächlich herkommt“, so die Erfahrung von Simone Hartmann.