Victoria Augener schreibt über versteckte Stadtschönheiten und ihre Vorteile.

Schön hier, mag sich manch ein Tourist in Gotha denken. Und das überrascht, denn an der Residenzstadt zwischen Eisenach und Erfurt ist man schnell vorbei gefahren, befindet die Zeitschrift Geo. Die hat Gotha in ihre Liste der „Deutschen Stadtschönheiten, die Sie vielleicht noch nicht kennen“ aufgenommen.

Und das aus vielen Gründen zu Recht: Schloss Friedenstein, das Ekhof-Theater, die schöne Altstadt. An wenigen Orten, die als Touristenmagneten gelten, kann man so viel Kultur fußläufig erleben, ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten. Denn oft genug ist es ja so: Sehenswürdigkeiten, die im Reiseführer als das „größte“, „bedeutendste“, „schönste“ angekündigt werden, sind in der Realität meistens schlichtweg überlaufen. Touristen stehen Schlange für ein Bild vor dem Taj Mahal, werden in Kolonen durch das Louvre getrieben, warten Stunden darauf, mit dem Fahrstuhl zum Eiffelturm hinaufzufahren.

So wird es vielleicht auch mir ergehen, wenn ich im Frühling nach Isreal reise. Einmal dort, kann man sich die Grabeskirche, die Klagemauer und das Nationale Museum nicht entgehen lassen. Doch nichts ist im Urlaub für mich schlimmer, als minutengenau getaktet von einem Höhepunkt zum nächsten zu hasten und sich dabei durch Menschenmassen zu kämpfen. Das Geheimtipp-Dasein Gothas wird mir dann fehlen.