Wort zum Gründonnerstag: Kai-Philipp Kunze über das letzte Abendmahl und den bitteren Kelch des Todes

Heute ist Gründonnerstag. Ein wichtiger Tag für unseren Glauben. Wenn heute am frühen Abend die Glocken in vielen Gemeinden läuten, werden wir an den letzten Abend erinnert, der Jesus in seinem irdischen Leben geschenkt war. Er saß mit seinen Freunden zusammen, aß und trank ein letztes Mal mit ihnen gemeinsam. Jesus wusste bereits, dass es ein Abschied für immer sein würde. Für immer?Es ist gerade dieser Abend, an dem er seinen Freunden und damit auch uns eine Gemeinschaft eröffnet, die über das Sichtbare hinausgeht. Eine Gemeinschaft, die selbst den Tod als Grenze des Sichtbaren nicht mehr kennt.

Jesus gibt dem gemeinsamen Essen und Trinken eine neue Dimension. Im Abendmahl feiern wir bis heute seine Gegenwart in unserer Kirche. Erinnert werden wir auch, dass Jesus kurz vor seiner Verhaftung im Garten Gethsemane betete: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen!“ Das ist inzwischen sprichwörtlich geworden.

Und vielleicht empfinden wir gerade in diesen Zeiten von Verunsicherung und eigenen Ängsten ähnlich: Herr, lass diesen Kelch an mir vorübergehen! Verschone uns! Möge es doch bald vorbei sein! Beschütze uns, dass wir unbeschadet bleiben an Leib und Seele!So und ähnlich wird zurzeit gebetet – für die Familie, für Freunde und Nachbarn, für die Welt. In unserer Angst wenden wir uns an Gott, auf dessen Liebe und Hilfe wir hoffen. Reicht das?Jesus begreift an seinem letzten Abend, dass es nicht darum geht, was er für sich selbst wünscht. Er weiß und versteht: Gott, sein himmlischer Vater, wird den bitteren Kelch des Todes nicht an ihm vorübergehen lassen.

Und schließlich willigt er ein in das, was kommen wird. Dein Wille, Herr, geschehe! Jesus legt das Kommende in Gottes Hand. Das ist ein beispielhafter Moment des Vertrauens. Auch unser Vertrauen ist in dieser Zeit auf die Probe gestellt. Vertrauen dürfen wir, dass Gott es gut machen wird. Auf Finsternis folgt das Licht. Aus dem Kreuz wird ein neuer Anfang. Ostern steht vor der Tür! Bleiben Sie behütet und gesund!

Kai-Philipp Kunze ist Pfarrer in Bad Tabarz.