Gotha. Vortrag von Bernd Braun über die Familie von Reichskanzler Hermann Müller im Nationalsozialismus.

Der SPD Politiker Hermann Müller war nicht nur der erste sozialdemokratische Außenminister Deutschlands, sondern auch einer der zwölf Außenminister der Weimarer Republik. An diese Männer erinnert eine Ausstellung gegenwärtig im Gothaer Tivoli.

Zusammengetragen hat sie Bern Braun aus Heidelberg, Professor an der dortigen Universität. Am Sonntag spricht er in der Gothaer Gedenkstätte der Sozialdemokratie und beleuchtet das Schicksal der Familie von Reichskanzler Müller im Nationalsozialismus.

Müller, bereits 1931 in Alter von nur 54 Jahren verstorben, war für die Machthaber in der Nazidiktatur ein Feindbild über seinen Tod hinaus. Seine hochbetagte Mutter, seine Witwe und vor allem seine beiden Töchter gerieten ab 1933 in das Räderwerk nationalsozialistischer Diskriminierung und Verfolgung. Der Vortrag wird durch zahlreiche Fotos und Dokumente aus Privathand veranschaulicht, die noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen waren. Bernd Braun lädt am 30. Juni um 16.30 Uhr, im historischen Saal des Tivoli zu seinem Vortrag ein-

Wer die Geschichte der Weimarer Republik aus lokaler Sicht erleben möchte, kann dies vor Brauns Vortrag tun. Matthias Wenzel lädt ab 13.30 Uhr am historischen Rathaus zu einem Spaziergang durch die Gothaer Geschichte ein.

Gotha während der Weimarer Republik

Der historische Stadtspaziergang beginnt am Stadtmodell vor dem Rathaus auf dem unteren Hauptmarkt. Dort wird auf wichtige Gebäude und deren Rolle in der Weimarer Republik verwiesen. Außerdem werden jüdische Geschäftshäuser und Banken am Beispiel des Hofbankhauses Gebrüder Goldschmidt am Hauptmarkt 41 vorgestellt.

Auf dem oberen Hauptmarkt erinnert Matthias Wenzel an die große Volksversammlung vom 9. November 1918, in der der Reichs- und Landtagsabgeordnete Wilhelm Bock (1846-1931) den Gothaer Herzog Carl Eduard für abgesetzt erklärte.

Eine Gedenktafel erinnert seit November 2018 am sanierten Landschaftshaus an diesen Tag. Dort hatte der Gothaische Landtag seinen Sitz, der den im Mai 1920 vollzogenen Beitritt des Freistaates Gotha zum Freistaat Thüringen beschloss.

Angesichts des Schlosses Friedenstein wird betont, dass sich dort ab November 1918 der Sitz des Arbeiter- und Soldatenrates sowie der Volksbeauftragten befand. Letztere beschlossen am 31. Juli 1919 die Konfiszierung des gesamten herzoglichen Vermögens, was die einzige konsequente Fürstenenteignung in Deutschland darstellte. Außerdem werden weitere facettenreiche Bilder aus der Weimarer Republik in den Fokus gerückt.