Gotha. Kammerchor Cantabile: Ein auch außerhalb Thüringens gern gehörtes Ensemble begeistert im Treppenhaus des Deutschen Versicherungsmuseums seine Zuhörer

„Bunt wie das Herbstlaub“ – unter diesem Motto trat der Gothaer Kammerchor Cantabile am Dienstagabend erneut im Versicherungsmuseum auf. Unter der bewährten Leitung von Sybille Sommer führte er seine Zuhörer, immer auf Kontraste bedacht, durch die Welt der Stilepochen und nationalen Musikidioms.

Erfrischend locker zogen die 14 Sängerinnen und Sänger ein mit der Bourrée aus Bachs Lautensuite e-Moll BWV 996, und zwar in einer Bearbeitung im Vokalisenstil der Swingle Singers.

Nach zwei geistlichen Liedern von Heinrich Schütz und Alessandro Scarlatti, gewohnt sauber intoniert und in natürlich fließender Klangfülle dargeboten, dann der erste Stilsprung: Mendelssohn Bartholdys „Richte mich Gott“ aus op. 78. Terrassen- und Crescendodynamik, sensibel dosiert zwischen markantem Forte und samtigem Piano, garantierten ein ausgewogenes Miteinander von Musik und Textaussage.

An Clara Schumanns „Abendfeier in Venedig“ gefielen besonders die präzise Artikulation, die spannungsvolle Phrasierung der melodischen Verläufe und die romantische Gesamtstimmung.

Auf Max Bruchs andächtig und ernst interpretiertes Gebet op. 60 Nr. 4 folgte – welch ein Umschwung – ein Alleluja im Gospelstil von Johannes Matthias Michel (geb. 1962).

Interessant, wie Manfred Schlenker (geb. 1926) in seiner Rilke-Vertonung „Herr, es ist Zeit“ Gegenwartsstil und historische Kompositionsprinzipien miteinander verbindet: Früh­barock 2.0 sozusagen.

Ein Liebeslied des Renaissance-Komponisten Ferrabosco, Gefühliges aus Lateinamerika, ein Dowland-Madrigal mit dem typischen Wechsel von synkopierter und punktierter Rhythmik und schließlich Folklore aus Schweden (mit Christiane Reif, Violine), Finnland und Polen beendeten den ersten Programmteil.

Die leichte Muse herrschte, zumindest zeitweise, nach der Pause, als Evergreens von Peter Igelhoff, den Comedian Harmonists und Peter Kreuder erklangen sowie Jerzy Peterburskis herrlich schmalzig vorgetragenes „O Donna Clara“.

Und nun wieder ein Schwenk um 180 Grad, zugleich der Abschied in den Abend: Johann Hermann Scheins frühbarockes „Hinunter ist der Sonnenschein“, dann „Die Nacht ist gekommen“, eine außerordentlich berührende Interpretation eines romantischen Satzes von Moritz Hauptmann (1792-1868). Und zum Schluss eine selten zu hörende, mit einem Abendgebet kombinierte Bearbeitung Gunther Martin Göttsches: „Der Mond ist aufgegangen“.

Blieben nur noch zwei Zugaben nach dem überaus herzlichen Beifall: „Thank You for the Music“ von ABBA und eine indianische Weise, wunderschön bearbeitet von Meinhard Ansohn, waren für die Gäste im Versicherungsmuseums als letztes zu hören.