Gotha. Jugendliche aus dem Kreis Gotha tauschen für einen Tag die Schule gegen die Theaterbühne

Jedes Jahr veranstalten die Vereine „art der stadt“ in Gotha und „3K“ in Mühlhausen regionale Schultheatertage. Hier haben Theatergruppen die Möglichkeit, aus der Routine des Schulalltags auszubrechen, über den Tellerrand hinauszuschauen. Unter der fachkundigen Anleitung dreier Regisseure – Daniela Rockstuhl, Katharina Voet­ter und Sarah Fartuun Heinze – nutzten Schüler aus dem Gothaer Gymnasium Ernestinum und dem Friedrichrodaer Perthes-Gymnasium am Dienstag die Chance, innere Hemmungen spielerisch zu überwinden. Ausreden wie „Ich würde gern, ich trau‘ mich nicht, ich weiß nicht wie“ gelten zu den Schultheatertagen nicht.

In drei Workshops im Kulturhaus beschäftigten sie sich mit den Grundlagen der Schauspielerei, mit Körperarbeit und -wahrnehmung, bewusster Bewegung im Raum und stimmlichem Einsatz. Dabei improvisierten sie typische Handlungsmuster und entwickelten dazu eigene Texte, die natürlich mehr oder weniger in der eigenen biografischen Erfahrung wurzeln.

Die größte Herausforderung, glaubt Daniela Rockstuhl, sei der Einstieg. Zuerst einmal fühle sich der einzelne Schüler fremd in der neuen Umgebung, sei gehemmt und traue sich wenig zu. Aber irgendwie gelinge es jedes Jahr wieder, sie alle aus dieser Enge herauszuholen. „Plötzlich kommt ihnen die Erkenntnis: Hier werde ich ernst genommen“, und dann würden Kräfte frei, von denen die Schüler selber oft nichts geahnt hätten.

„Wenn die Schüler hierher kommen“, weiß Katharina Voetter, „kennen sie weder ihren eigenen Körper noch ihre eigene Stimme wirklich richtig.“ Die Kunst der Regisseure sei es dann, die Waage zu halten zwischen Spaß an der Sache und Erkenntnisgewinn.

Und weiter: „Sie lernen bei uns, eigene Ungenauigkeiten zu überwinden. Das Problem: Spielunerfahrene Schüler deuten etwas an und stehen dann nicht dazu. Sie müssen also erst einmal lernen, es auszuhalten, auf der Bühne zu stehen – etwas zu tun und es nicht gleich wieder zurückzunehmen. Die äußere Geste ist erst der Beginn, doch dann müssen sie auch ein Gefühl dafür bekommen.“

Spielerische Reise ins Hier und Jetzt

Zum Abschluss des mit Arbeit und Freude angefüllten Tages präsentierten die Schüler kleine, aber durchaus eindrucksvolle Szenen. Die Gothaer beschäftigten sich mit „Vergangenheit – Zukunft – und heute?“, und die Friedrichrodaer zeigten, wie der Zeittakt Menschen zu Sklaven machen kann.

Zum Schluss schilderte jeder Teilnehmer seine Eindrücke vom Workshop. In einem Punkt waren sich alle einig: Sie haben viel gelernt, hatten Spaß dabei und sind froh, mal so richtig kreativ gewesen zu sein.

Das dürfte auch den Leitern der Spielgruppen gefallen haben. Christian Winkler aus Friedrichroda etwa, im Schulalltag Latein- und Geschichtslehrer, zeigte sich sichtlich zufrieden: „Nicht nur meine Schüler haben etwas gelernt, auch für mich war es eine wichtige Weiterbildung.“