Gotha. 90 Jahre Thüringerwaldbahn und 125 Jahre Straßenbahn: Die Jubiläen werden mit einem Tag der offenen Tür für die ganze Familie gefeiert

Die Elektromobilität gilt als Zukunft des Verkehrswesens. Eine Weltneuheit ist sie jedoch nicht. Denn in Gotha ist der elektrisch betriebene öffentliche Nahverkehr bereits seit 125 Jahren fester Bestandteil des Stadtbildes.

1894 wurde die Gothaer Straßenbahn feierlich eröffnet. Bis heute wird sie über elektrische Oberleitungen betrieben, wie Karl-Heinz Koch, Geschäftsführer der Thüringerwaldbahn und Straßenbahn Gotha GmbH, erklärt: „Der Strom für unsere Bahnen stammt von den Stadtwerken, früher vom Elektrizitätswerk. Damit sind wir voll im Trend und umweltfreundlich unterwegs.“

Karl-Heinz Koch zweifelt an der Durchsetzung von Elektrobussen: „Das Problem sind die Akkus. Sie kommen schnell an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit für den Antrieb solch großer Fahrzeuge und müssen im Schnitt alle fünf Jahre ausgetauscht werden. Unsere Bahnen haben dieses Problem nicht.“

Der erste Streckenabschnitt führte eingleisig von der Friedrichstraße bis zur Waltershäuser Straße. In den ersten 35 Tagen nach ihrer Eröffnung beförderte die Gothaer Straßenbahn rund 92.000 Fahrgäste: „Das muss ein riesen Highlight für die Leute gewesen sein“, sagt Verkehrsmeister und Vorsitzender der Gothaer Straßenbahnfreunde, Ralf Hartung. Erwachsene zahlten zehn Pfennig pro Fahrt, Kinder die Hälfte. Feste Haltestellen gab es noch nicht.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Strecke immer weiter ausgebaut und führte auch aus dem Stadtgebiet Gotha hinaus auf die Dörfer, unter anderem nach Wechmar, Goldbach und Bienstädt.

1929 wurde die Thüringerwaldbahn eröffnet, die auf einer Streckenlänge von 21,7 Kilometern vom Hauptbahnhof Gotha bis nach Tabarz und auf einer Zweigstrecke von 2,4 Kilometern auch nach Waltershausen führt. Anfangs beförderten zehn Triebwagen, sieben Beiwagen und drei Gepäckwagen die Passagiere mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde in den Thüringer Wald.

Auch heute erfreuen sich Straßen- und Waldbahn großer Beliebtheit: „In fünf Bahnen haben wir automatische Zählsysteme installiert, die regelmäßig steigende Fahrgastzahlen registrieren“, sagt Karl-Heinz Koch.

Die Förderung der Barrierefreiheit der Bahnen sei laut Karl-Heinz Koch ein wichtiges Ziel des Unternehmens: „Aktuell haben wir drei Fahrzeuge mit Niederflureinstieg in der Mitte. Aus Basel haben wir sechs weitere angeschafft, die nur noch auf ihre Zulassung warten. Dann sind 75 Prozent unserer Züge barrierefrei.“

In diesem Jahr werden das 90-jährige Waldbahn- und das 125-jährige Straßenbahnjubiläum mit einem Tag der offenen Tür gefeiert, bei dem Besuchern umfassende Einblicke in die Gothaer Elektromobilität gewährt werden.

Auch viele der 85 Mitarbeiter des Fahrdienstes, der Werkstatt und der Verwaltung des Straßenbahnbetriebes werden vor Ort sein und ihre tägliche Arbeit vorstellen, mit der sie Sorge dafür tragen, dass Gotha auch in Zukunft elektrisch unterwegs sein kann.