Gotha. Stadtschreiberin Birgit Ebbert über die Bibliotheken der Stadt und deren aktive Förderer

Als Autorin denke ich natürlich immer an Bücher, aber sobald die Frankfurter Buchmesse in meinem Kalender auftaucht, wird das Nachdenken intensiver. Ich schwanke zwischen Vorfreude auf die Hallen voller Bücher und Papier und Überforderung angesichts der Vielfalt, die mich dort erwarten wird.

Da lenke ich meine Gedanken und meine Schritte lieber in die Heinrich Heine-Bibliothek, die sich seit 2013 in einem Nachbau des Winterpalais befindet, in dem 1830 Herzogin Karoline von Sachsen-Gotha-Altenburg lebte und 1845 wohl sogar Queen Victoria ein paar Tage verweilte.

Auch wenn der Fußboden, auf dem Queen Victoria wandelte, längst einem modernen Bodenbelag gewichen ist und auch sonst wenig vom alten Gebäude erhalten ist, spürt man den Geist der Geschichte noch heute.

Fast mehr als die legendäre Queen fasziniert mich, dass auch die Gebrüder Grimm mehrmals in dem Vorgängergebäude zu Besuch waren. Ob Heinrich Heine dort war, ist unbekannt, aber es heißt, dass er 1824 auf seiner Reise nach Weimar in Gotha übernachtet und die Hauptstraße genutzt hat, die direkt am Winterpalais vorbeiführte.

Doch nicht nur die Stadtbibliothek im Winterpalais adelt in Gotha Bücher und Leseratten. In den Mauern von Schloss Friedenstein befindet sich die Forschungsbibliothek, deren Wurzeln 1640 von Herzog Ernst gelegt wurden, nachdem er alte Bibliotheksbestände geerbt hatte.

Seit 1687 residiert diese Bibliothek im Ostturm des Schlosses. Heute hat sie sich auf den gesamten Ostflügel ausgebreitet, irgendwo müssen die gut 560.000 Bücher und 10.000 Handschriften-Bände schließlich untergebracht werden!

Wissenschaftler aus der ganzen Welt forschen hier

Anders als in die Heinrich Heine-Bibliothek kann man in die Gothaer Forschungsbibliothek nicht einfach hinein spazieren und in Büchern stöbern. Abgesehen von einigen Nachschlagewerken befinden sich die Bücher im Magazin und werden nur auf Anforderung in den Lesesaal gebracht.

Diese Möglichkeit nehmen Schüler aus Gotha ebenso wahr wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt, um zum Beispiel Werke aus der orientalischen Handschriftensammlung oder aus der Sammlung der Auswandererbriefe zu lesen.

Neben den Büchern haben die Bibliotheken noch etwas gemeinsam, aktive Fördervereine. Sie sorgen zum einen dafür, die Anliegen und Aktivitäten der Einrichtungen in die Stadt zu tragen. Aber sie helfen auch mit Veranstaltungen und Projekten, finanzielle Mittel zusätzlich zu den öffentlichen Fördergeldern zu beschaffen.

Dabei ergänzen sich die Vereine wunderbar, während in der Heinrich-Heine-Bibliothek mit literarischen Weinproben und Lesungen Aktionen rund um das Buch stattfinden, beleuchten in der Forschungsbibliothek Vorträge die Geschichte der Stadt und die Rolle von Büchern und Landkarten im Wandel der Zeit.

Diesbezüglich hat Gotha viel zu bieten, nicht nur, weil hier der Begründer des Bibliographischen Instituts, Carl Joseph Meyer, geboren ist, sondern vor allem, weil der Verleger Justus Perthes und seine Familie von Gotha aus den Buchmarkt geprägt hat.

Der Buchmarkt, genau, da bin ich wieder bei der Buchmesse. In diesem Jahr werde ich auch ein Auge darauf haben, ob und wo mir Gotha begegnet. Haben Sie einen Tipp, worauf ich achten sollte?