Victoria Augener über verstaubte Klassiker im Deutschunterricht an Gothaer Schulen

Das ist das Aus für Faust. In Nordrhein-Westfalen müssen Abiturienten sich ab 2021 nicht mehr mit Goethes Meisterwerk herumquälen. Es mag ein Stich ins Herz jedes klassikverliebten Deutschlehrers sein, doch modernere Schullektüre würde das Leben vieler Heranwachsender erleichtern und einige vielleicht sogar für Literatur begeistern.

Wie Lesebegeisterung aussieht, habe ich kürzlich in einer Gothaer Grundschule beobachten können. Zum Vorlesetag, der dort sogar mehrsprachig gestaltet wurde, waren die Kleinen ganz Ohr, egal ob auf Russisch, Arabisch oder Deutsch. Wenn Erwachsene Kindern aus Büchern vorlesen, liegt für mich immer eine Art Zauber in der Luft. Haben sich die Kleinen einmal auf die Geschichte eingelassen, werden sie mitgerissen und ihre großen runden Augen blitzen, wenn sie mit ihrem Helden mitfiebern.

Bücher in mehreren Sprachen vorzustellen, ist wichtig in der Leseförderung auch jener, deren Muttersprache nicht deutsch ist. Lesen und Vorlesen ist gut und wichtig. Untersuchungen des Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge verbessert es sogar die schulischen Leistungen der Kinder und somit ihre Chancen als Erwachsene. Und wer Literatur nicht scheut, quält sich auch als Teenager nicht so sehr mit Goethe herum. In Thüringen steht der Altmeister nämlich noch immer auf dem Lehrplan.