Gotha/Bad Tabarz. Rüdiger Franke aus Gotha ist erstmals beim Tag der offenen Ateliers dabei. Isabell Kellner gibt Einblick in ihre Werkstatt, in der sie Schmuck gestaltet.

Eine Linie ist eine Linie, ebenso wie ein Punkt ein Punkt ist. Oder aber auch nicht. Für Rüdiger Franke ist beides eine Möglichkeit, tief in seine Kunst einzutauchen. Denn Linien, parallel angeordnet, geraten unter seiner Hand zu Werken, die verblüffende Variationen gestatten und Tiefe erzeugen, ganz ohne Perspektive. „Das funktioniert bei entsprechend gesetzten Punkten ebenso gut“, sagt der 53-jährige Gothaer, der sich zum ersten Mal am Tag der offenen Ateliers am Wochenende in Thüringen beteiligt.

Andere, wie Schmuckgestalterin Isabell Kellner aus Bad Tabarz, sind regelmäßig dabei. Wie sie hat auch Nina Klatt-Starke ihre Werkstatt in Gotha geöffnet. In einer Gemeinschaftsaktion stellen wieder Thomas Offhaus, Barbara Klose, Bettina Schünemann und Carsten Weitzmann sich und ihre Arbeiten vor, diesmal in Offhaus‘ Atelier in der Goldbacher Straße.

Nach Unfall zum Zeichenstift gegriffen

Vergleichsweise spät hat der gelernte Bergmann und studierte Mediengestalter Rüdiger Franke zur Kunst gefunden. Als ihm ein Unfall vorübergehend seine Beweglichkeit nahm, griff er zum Zeichenstift. „Mich interessierten von Anfang an die einfachen Sachen, wie hinten und vorn, wie Tiefe und Raumvolumen.“ Linien und Punkte sind ihm nur ein Mittel diesen Dingen nachzuspüren. Bei ersteren sitzt er als akribischer Arbeiter am Tisch, lässt einerseits Schwarz-Weiß wirken, nutzt andererseits Farbe, um zu zeigen, wie sie sich gegenseitig beeinflussen – fasziniert von der Vielfalt die beide Möglichkeiten bieten.

Rüdiger Franke stellt sich und seine Arbeiten in seinem Atelier in Gotha vor.
Rüdiger Franke stellt sich und seine Arbeiten in seinem Atelier in Gotha vor. © Klaus-Dieter Simmen

Bei Holzschnitten druckt der Künstler selbst, wenn aber Lithografien entstehen, nutzt er die Möglichkeiten einer Druckerei. Dabei schafft er es, aus seinen Drucken Unikate entstehen zu lassen, in dem ein Druckstock immer wieder gedreht und verschoben wurde, so dass die Linien am Ende zu weichen Formen verschmelzen. „Das sind deshalb am Ende Originale, weil niemand aufgeschrieben hat, wie oft der Druckstock verschoben wurde, dass eine Wiederholung gar nicht möglich wäre“, sagt Rüdiger Franke.

Eine weitere Technik die er nutzt ist der Lichtdruck. „Den beherrscht heute kaum noch einer, deshalb fahre ich nach Leipzig. Im dortigen Druckereimuseum kann ich noch diese Technik nutzen.“ Zeichnen und Drucken ergänzt Franke durch Objekte. Auch hier begegnen dem Betrachter Linien, die im Farbspiel zu erstaunlicher Tiefe geraten. Franke, der in Gotha geboren wurde und aufwuchs, hat seine Arbeiten bislang in noch keiner Personalausstellung zeigen können. Das findet er nicht sonderlich tragisch. Gemeinsam mit anderen Künstlern waren seine Arbeiten in zahlreichen Städten der Bundesrepublik bereits zu sehen, beispielsweise in Stuttgart und München.

Kürzlich zeigte er eine Auswahl in einer Gemeinschaftsschau in Gothas Partnerstadt Kielce. Und wer noch nichts von ihm gesehen hat, sollte zum Tag der offenen Ateliers 2020 gehen. Dann macht Rüdiger Franke garantiert wieder mit.

Für Isabell Kellner ist der Tag des offenen Ateliers seit Jahren eine feste Größe. Bereitwillig zeigt sie ihre Räume, wo sie seit 29 Jahren arbeitet und Schmuck herstellt. Kieselsteine bis Brillanten arbeite sind in ihre Ringe und Ketten ein. Sie mag die persönliche Begegnung mit den Besuchern. Mitunter werde dabei eine Idee zur Schmuckgestaltung kreiert. Im Lauf der Jahre sei sie viel mutiger geworden. Weniger die Gestaltung betreffend – „Da habe ich meine Richtungen“ – aber mehr im Herangehen. Beim Umsetzen laute die Maßgabe: „Schmuck muss tragbar sein, zur Person passen.“