Wort zum Tage: Hansjürgen Dehne aus Gotha-Siebleben über das aufmerksame Füreinander.

„Verhilf mir zu meinem Recht, Gott!“ (Psalm 43,1). So ruft, ja schreit regelrecht vor langer, langer Zeit der Beter des 43. Psalms. Es ist eine Klage, die hier vorgebracht wird. „Verhilf mir zu meinem Recht, Gott!“ (Psalm 43,1) Ein Mensch fühlt sich ungerecht behandelt. Er ist traurig und niedergeschlagen, fühlt sich einsam, mut- und kraftlos. Und doch. Etwas geht noch. Das Beten. In der Not. Weil die Not das Beten lehrt?!

Worte von Dietrich Bonhoeffer begegnen mir wieder neu. Sie berühren mich. Lassen mich nachdenklich werden in dieser Zeit. Menschen gehen zu Gott in ihrer Not, flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot, um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod. So tun sie alle, alle, Christen und Heiden. Menschen gehen zu Gott in Seiner Not, finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot, sehen ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod. Christen stehen bei Gott in Seinem Leiden. Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not, sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot, stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod, und vergibt ihnen beiden.

Dietrich Bonhoeffer (1906–1945, geschrieben 1944), aus: Widerstand und Ergebung; München 1951, S. 182.„Verhilf mir zu meinem Recht, Gott!“ (Psalm 43,1). Mit diesen Worten übergibt ein Mensch Gott alles: sich selbst und die Menschen, mit denen er gerade im Streit liegt. „Verhilf mir zu meinem Recht, Gott!“ (Psalm 43,1). Setz dich für mich ein. Und nimm meine Sorgen in deine Hand, denn ich spüre, dass ich deine Hilfe brauche. „Verhilf mir zu meinem Recht, Gott!“ (Psalm 43,1).

Denn gerade ist es so, dass mir mein Alltag zu schaffen macht. Kinderbetreuung und Home-Office: das ist oft schwer unter einen Hut zu bringen. Meine Eltern fehlen mir. Ich fühle mich so einsam ohne meine Enkelkinder. Die Arbeit im Pflegeheim ist anstrengend in diesen Tagen. Wenn ich an der Kasse im Supermarkt sitze, würde ich mich schon mal über ein Lächeln und ein Dankeschön freuen. Wenn ich jeden Tag im Krankenhaus, in der Arztpraxis oder im Labor arbeite, bin ich mir meiner Verantwortung bewusst. Bitte hilf mir beim Tragen. Existenzsorgen lassen mich manchmal nicht schlafen. Ob mein Hilfsantrag schnell genehmigt wird?„Verhilf mir zu meinem Recht, Gott!“ (Psalm 43,1).

Die Sorgen und Konflikte, die Ängste und Unsicherheiten Gott überlassen. Darauf vertrauen, dass Gott mir zu meinem Recht verhelfen wird. Und den Menschen neben mir. Und dass Gott uns hilft, dass wir aufmerksam füreinander bleiben.

Hansjürgen Dehne ist Pfarrer in Siebleben des evangelischen Kirchenkreises in Gotha.