Ohrdruf. Steppdecken als große und kleine Kunstwerke im Tobiashammer ausgestellt. Gilde will Näherinnen aus dem „stillen Kämmerlein“ holen

Elke Pauligk hat im Tobiashammer zwischen schmiedeeisernen Skulpturen bunte Steppdecken gehängt. Es handelt sich um Temperaturkalender der letzten Jahre. Jeder Tag ist darauf farblich gekennzeichnet, einer Temperatur zugeordnet. Blau-, Grün- und Rottöne unterschiedlichster Schattierungen wechseln sich darauf ab. Blau sind frostige Tage, rot heiße. Pauligk stellt den Klimawandel in Patchwork dar. Ihre Jahressteppdecke verdeutlichen: die dunklen Rottöne nehmen von Jahr zu Jahr zu.

Im Tobiashammer Ohrdruf zeigte am Samstag eine Patchwork-Ausstellung, was sich aus Stoffresten alles anfertigen lässt. Nicht nur Decken, sondern große und kleine Kunstwerke. Regina Langbein aus Crawinkel hatte die Sonderausstellung zum zweiten Mal organisiert, nachdem ihr Garten dafür nicht mehr ausgereicht hat.

Auf dem Gelände wurden selbstgenähte Steppdecken – die Patch-Workerinnen nehmen die englische Bezeichnung „Quilts“ – den Besuchern zwischen Schmiedekunst und Dampfmaschinen präsentiert. Kleine oder große Exponate, ob fertig gestellt oder als „UFO“ – (Un-Fertiges Objekt), gab es zu sehen. Beeindruckend die maßgeschneiderte Auto-Decke von Christine Lindner und Regina Langbein.

Das sei nicht nur Handarbeit, sondern auch Kunst, sagt Heike Rosenbaum, Regionalvertreterin der Patchwork-Familie aus Bad Berka. Diese zähle mehr als 6000 Mitglieder. „Wir kämpfen um die Anerkennung der Textilarbeiten als Kunst“, betont sie.

Im Landkreis Gotha sei die offizielle Patchwork-Gilde noch klein. Doch die eigentliche Zahl der Patch-Workerinnen sei größer, weiß Regina Langbein aus eigenem Erleben. Sie erteilt unter anderem Kurse. Mit Ausstellungen wollen die Gilde-Mitglieder die Handarbeit wiederbeleben, den Blick für die Farben und Stoffe schärfen und ihre Gemeinsamkeit stärken. „Viele arbeiten zu Hause für sich im Kämmerlein. Mein Gedanke ist es, dass die Hausfrauen-Quilterinnen ihre Sachen, die immer schön sind, anderen zeigen“, sagt Regina Langbein.