Mühlberg. Im Wort zum Sonntag schreibt Pfarrer Matthias Müller über mehr Miteinander, Nächstenliebe und das bisschen mehr, was jeder selbst zur Weltrettung beitragen kann.

„... danach komm‘ ich zu Dir!“ – Dieses Lied von Tim Bendzko aus dem Jahr 2011 bringt es auf den Punkt. Vielleicht überziehe ich etwas. Aber mein Gedanke dazu ist: Wir befassen uns lieber mit dem großen Ganzen als mit dem kleinen Konkreten. Offensichtlich haben wir immer weniger Zeit für konkrete Beziehungen.

Das globale Netz der allgemeinen Beziehungen ist wichtiger. Internet statt Miteinander. Da sitzen Paare und unterhalten sich am Tisch über WhatsApp. Das habe ich tatsächlich beobachtet. Da stehst du in der Küche und bekommst einen Anruf aus dem Kinderzimmer. Alles erstmal nicht schlimm, immerhin reden wir ja miteinander. Aber ohne uns dabei anzusehen! Ist das einfach nur neu? Nein!

Irgendwie fällt durch alle Zeiten hindurch auf: Wer seinen Mitmenschen als Menschen nicht mehr im Blick hat, verliert am Ende sich selbst. Weltrettung klingt zwar gut, aber die Rettung des Mitmenschen ist außerordentlich wichtig dabei. Wohl auch komplizierter. Es scheint schwieriger zu sein, einem Bedürftigen zu helfen als über die Weltrettung zu philosophieren. Weltrettung erscheint erstmal leicht. Die Probleme sind riesig. Wir sind dabei so klein. Da kann man sowieso nicht viel machen.

Doch können wir! So können wir nicht nur zu Erntedank beispielsweise einiges tun: eine Gabe auf den Altar stellen, eine Spende geben oder einem Mitmenschen mal wieder ernsthafte Aufmerksamkeit schenken. Vielleicht sogar dem Menschen, der ständig an deiner Seite geht und den du dabei kaum noch siehst. Er ist ein Mensch, der dich und dein Interesse, deine Liebe und der Dich braucht.

„Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“ (Jesaja 58,5.7)

Weltrettung fängt mit Nächstenliebe an, also mit Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Dem anderen gegenüber, mir selbst gegenüber. Das braucht Liebe. Und aus dieser Liebe erwächst wiederum viel: Dankbarkeit, Ehrfurcht vor der Größe und dem Wunder dieses Lebens, vor dem Wunder des Fühlens und Verstehens, vor dem Geschenk dieser Erde, die an Schönheit nicht zu übertreffen ist.

Erinnert Euch mit mir daran, dass wir Gottes Welt zuerst durch solche Liebe erhalten. Wenn wir nicht lieben, wer dann? Und dann sing’ das Lied doch etwas anders: Muss endlich diese Welt retten, deshalb komm‘ ich zu Dir.