Bad Tabarz. Die Podiumsdiskussion unserer Zeitung für den Wahlkreis Gotha I im Kulturzentrum Kukuna in Bad Tabarz ging über drei Stunden.

Der Wahlkreis Gotha I (auch Wahlkreis 14) für die Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober umfasst die Gemeinden Emleben, Friedrichroda, Georgenthal/Thüringer Wald, Herrenhof, Hohenkirchen, Leinatal, Luisenthal, Ohrdruf, Petriroda, Bad Tabarz, Tambach-Dietharz und Waltershausen. In das Zentrum für Kultur, Kunst und Natur (Kukuna) in Bad Tabarz haben unsere Zeitung und „Oscar am Freitag“ die sieben vom Wahlleiter zugelassenen Kandidaten eingeladen. Diese sind:

René Hessenmüller ist der Kandidat der neu antretenden Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD),

Kristin Linde (Linke),

Georg Maier (SPD),

Steffen Fuchs(Bündnis 90/ Die Grünen),

Christian Döbel (FDP),

Hans-Georg Creutzburg(CDU)

Birger Gröning (AfD).

Die Fragen kamen von Maik Schulz (Oscar am Freitag) und Wieland Fischer (Leiter der Lokalredaktion Gotha) sowie aus dem Publikum. Nicht alle Kandidaten antworteten auf jede Frage, da ein zeitlicher Rahmen einzuhalten war. Der Abend währte gut drei Stunden. Wir geben auszugsweise die Debatte wieder.

Entscheidung, im Wahlkreis Gotha I zu kandidieren

Maier: Er habe eine Heimat gesucht, privat wie politisch, stammt aus der Bodensee-Region, die landschaftlich ähnlich sei und fühlt sich in der Gothaer SPD wohl, die starke Leute habe, die auch zusammenarbeiten können.

Creutzburg: Er wisse, wofür man sich engagiere, wenn er nach einer langen Reise den Inselsberg sieht und Heimatgefühl aufkommt. Als Landtagsabgeordneter wolle er häufiger bei den Menschen sein.

Linde: Die Liebe habe sie nach Friedrichroda gebracht. Sie komme aus der Wissenschaft und konnte es nicht mehr ertragen, über ein Thema zu schreiben, aber nichts zu tun.

Gröning: Ihn treibe das Ziel, die selbstständige Mobilität des Einzelnen, ob fit oder gebrechlich, durch eine geeignete Infrastruktur zu gewährleisten. Daher die Entscheidung für den Wahlkreis im ländlichen Bereich statt in Gotha, wo er wohnt.

Fuchs:Ein sinnloses Straßenprojekt in Friedrichroda (Die Steinforst-Straße) habe ihn in die Politik getrieben. Er verweist auf zehn Jahre kommunalpolitische Erfahrung und durch eine Tätigkeit in Erfurt sei ihm die Arbeit im Landtag auch nicht unbekannt.

Döbel: Er will den Hebel bei den Problemen der einfachen Bürger ansetzen, sieht vor allem beim Thema Bildung Verbesserungsbedarf und bedauert die Polarisierung der Gesellschaft. Er sieht sich in der politischen Mitte und will Kontakt zu allen halten.

Hessenmüller: Man könne an den vielen kleinen Dingen noch so gut herum schustern, nur das Grundlegende passiere nicht. Er will den revolutionären Weg.

Schloss Reinhardsbrunn, neue Schlösserstiftung

Maier: Er habe an einem Arbeitseinsatz auf dem Schlossgelände teilgenommen. Schloss Reinhardsbrunn sei das regionale Neuschwanstein und müsse als Anziehungspunkt für die Region mit einem Nutzungskonzept entwickelt werden. Wichtig sei, dass das Schloss und der Park für die Bevölkerung zugänglich bleiben.

Fuchs: Er sei beim Herbst-Subbotnik dabei gewesen, lobt die Arbeit der Ehrenamtlichen um Andreas Paasch, gerade in der Zeit ungeklärter Eigentumsverhältnisse. Es sei ein Stück Heimat. Man brauche eine Konzeption, die das Schloss belebe. Als reines Museum werde es zu teuer. Eine Kombination aus Museum, Forschung und Gastronomie empfiehlt er.

Döbel: Das Schloss sei eine Perle, die vor der eigenen Haustür kaputt gehe. Es müsse gerettet werden. Die Eigentumsfrage müsse geklärt werden, dann seien aktiv Investoren zu werben. Die Anrainer-Orte sollen dafür zusammenarbeiten.

Creutzburg: Er sei bei einer Führung gewesen, die er empfiehlt und hoffe auf Klärung der Eigentumsfrage. Eine mitteldeutsche Schlösser-Stiftung sei nur Bürokratie-Aufbau, das Geld könne direkt an die vorhandene Thüringer Stiftung und dann auch an Reinhardsbrunn gehen.

Gröning: Er vergleicht die Situation mit dem Gothaer Bahnhof und wolle die Entwicklung und Umsetzung von Konzepten unterstützen. Er empfiehlt Augenmaß sowohl zugunsten des Spielraumes für Investoren wie auch im Sinne öffentlicher Zugänglichkeit.

Hessenmüller: Er sei nicht beim Subbotnik gewesen, verweist auf die Subbotnik-Bewegung seiner Partei. Wenn Millionen eingesetzt werden, müssten Rechenschaftspflicht und Kostenoffenlegung gegeben sein.

Linde: Es herrsche Einigkeit, das Schloss zu erhalten. Sie erinnert an die Bedingung des Bundes, eine neue Stiftung nenne er als Voraussetzung für die Bereitstellung des Geldes. Er gelte, erst einmal den Bestand des Schlosses zu sichern. Dabei sei keine Zeit zu verlieren.

Entwicklung des Inselsberges

Maier: Die Seilbahn könne nur Endpunkt des begonnen Prozesses sein. Ein Konzept für die touristische Entwicklung rund um den Inselsberg müsse umgesetzt werden. Er halte an der Seilbahn-Idee fest.

Fuchs:Er nennt nicht realisierte ähnliche Projekte und verweist auf das älteste und größte Naturschutzgebiet im Landkreis Gotha. Früher habe man den Inselsberg erwandert. Er hält das Seilbahn-Projekt für unrealistisch.

Creutzburg: Er teilt die Meinung, dass auf dem Plateau viel verbessert werden muss. Die Zeit sei gerade gut, dort etwas zu entwickeln.

Gröning: Ihm ist wichtig, den Thüringer Wald mit separaten Fahrradwegen zu erschließen, auch für Familien mit Kindern.

Döbel: Es sei wichtig, den Dialog zum Inselsberg fortzusetzen. Er sei kein Fan der Seilbahn, aber lobt die Zusammenarbeit der vier Anrainer-Gemeinden. Waltershausen gehöre dazu.