Sonneborn. Vom Fahrrad, über den Trabant bis zum Traktor: Das 22. Oldtimertreffen zeigt breites Spektrum an motorisierten Raritäten

Daniel Meurer ist ein Exot unter den Motorisierten. Der Gothaer strampelt sich ab. Zum Oldtimertreffen in Sonneborn fährt er mit einem Fahrrad vor. Das hat aber auch schon etliche Jahre „auf dem Buckel“. Das Wanderer-Fabrikat ist Baujahr 1936. Seit gut 14 Tagen nennt Meurer es einen Scheunenfund sein Eigentum, den er in Apfelstädt frisch aufpoliert und ölt. „Es läuft wie geschmiert“, sagt er. Zum Kindel hoch fahre es besser als ein Rad mit Gangschaltung, behauptet er. „Es rollt und rollt“ – auch zum Oldtimertreffen nach Sonneborn.

Dort konnten am Samstag zahlreiche außergewöhnliche Fahrzeuge von anno dazumal bestaunt werden. Auch das Motorrad von Wolfgang Mucke aus Bad Tabarz zählt dazu, wenn es auch auf den ersten Blick für Außenstehende gar nicht danach aussehen mag. Mucke fährt ein Modell aus der ungarischen Fahrzeugschmiede Firma Csepel: eine 350er Pannonia spezial. Wobei die Betonung auf spezial liegt. „Denn da steckt alles Mögliche drin“, erklärt Mucke weiter – ein Jawa-Motor, MZ-Kanzel, vorne BMW. Als Schrott-Fahrzeug habe er das Krad vor Jahren gekauft und 2014 wieder hergerichtet.

Mit seiner „Maschine“ hat der heute 71-Jährige schon etliche Preise gewonnen. Selbst in einer Ausgabe der Fachzeitschrift „Oldtimer Classic“ von 2018 ist sie beschrieben worden.

„Das Ding ist einmalig“, findet auch Rolf Frühauf, parteiloser Ortsteilbürgermeister aus Hörselgau, ebenfalls ein leidenschaftlicher Pannonia-Biker. „Ich kenne daran jede Schraube“, sagt Frühauf. Seine Maschine, Baujahr 1968, ist dafür ein Aushängeschild. Sie blitzt – wie alle Fahrzeuge, die am Samstag zum Oldtimertreffen in Sonneborn vorgefahren sind.

Insgesamt konnten rund 250 Oldtimer bestaunt werden. Vom Zweirad bis Traktor war alles vertreten, das älteste ein NSU von 1927. „Das ist ein guter Schnitt“, sagt Ralf Stange von den Oldtimerfreuden aus Sonneborn und Brüheim, die das Treffen zum 22. Mal ausgerichtet haben. Es hätten auch mehr Teilnehmer sein können. Aber zeitgleich gab es in Laucha ein Stelldichein von Simson-Zweirädern und Fahrern. In Gotha fuhren lauter Trabant-Besitzer mit ihren Zweitaktern vor. „Wir graben uns da gegenseitig den Zulauf ab“, bedauert Stange. Er wolle mit den Organisatoren der beiden anderen Treffen von Veteranen der Landstraße im Landkreis klären, ob sie ihre Veranstaltungen nicht auf einen anderen Zeitpunkt legen könnten. Stange sieht den Termin für Sonneborn Anfang September als älteste der drei Veranstaltungen gesetzt. Von den Teilnehmern nutzte so mancher die Fahrt nach Sonneborn als Zwischenstopp. Ansonsten habe aber alles gut gepasst, sagt Stange. Das Wetter spielte bei der obligatorischen Ausfahrt mit.

Die 35 Oldtimerfreunde aus Sonneborn und Brüheim sowie ihre Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Einen Ersatzteilmarkt nutzten manche Freunde alter Fahrzeuge, um auf dem Stellplatz im Gewerbegebiet Sonneborn fündig zu werden. Denn den meisten geht es wie Meuter, Mucke oder Frühauf: Sie schrauben selbst, um ihre Oldtimer in Gang zu halten.

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