Tambach-Dietharz. Bei der zweiten Auflage des Krimipreises zum Stadtjubiläum in Tambach-Dietharz stehen Liebespaar-Mordgeschichten hoch im Kurs

Mit dem Satz „In unserem hundertjährigen Städtchen fällt öfters mal die Klimaanlage aus“, begrüßte Jugendherbergsleiter und Moderator Kai Grün scherzhaft die rund 80 schwitzenden Gäste des „Krimis kulinarisch“ am Mittwochabend im Bürgerhaus. Die Lite-raturpreisverleihung zum Liebespaar-Krimipreis mit Fünf-Gänge-Menü war in der Festwoche zum hundertjährigen Bestehen der Vereinigung von Tambach und Dietharz eingebunden.

Bürgermeister Marco Schütz (parteilos) gehörte der siebenköpfigen Jury an und eröffnete den besonderen gesellschaftlichen Höhepunkt in der Talsperrenstadt. Unter den Juroren befand sich auch der bekannte Schriftsteller und Publizist Matthias Biskupek.

Die perfekte Organisation des Abends lag in den Händen der Stadtverwaltung und der Tou-rist-Information sowie beim Catering-Chefkoch Frank Neitzel mit seinem Team vom Restau-rant „Bürgerhaus Fünf Sinne“. Den inhaltlichen Part, wie die deutschlandweite Ausschreibung und die Buchherstellung besorgte der Verleger von „Tasten & Typen“, Siegfried Nucke aus Bad Tabarz. Wie von Geisterhand geführt, fabulierten 100 Autoren zum hundertjährigen Zusammenschluss und reichten ihre Texte ein. Zwölf fanden Eingang in der Anthologie „Das Tambacher Liebenspaar – Mordsgeschichten“. Das Thema lehnt sich an die sensationellen Ursaurierfunde am Bromacker an. Die drei besten Teilnehmer waren zur Lesung angereist, um den Sieger und die Platzierten zu ermitteln.

Zwischen „marinierter Riesengarnele auf Algensalat und Cappuccino vom Landhuhn mit gekräuterter Hähnchennocke“ machte Susanna Hübner aus Vechta mit ihrem Beitrag „Die Hochzeitslaube“ den literarischen Auftakt. Darin wird eine Tambach-Dietharzer Restaurantbesitzerin erpresst, die sich zur Wehr setzt – die Erpresserin auch, und diese scheitert auf tra-gische Weise.

Bevor das „Duo von grünem Spargel und Morchelrisotto mit konfierter Kirschtomate“ serviert wurde, trug Ilja Bohnet aus Berlin seinen Beitrag „Nur ein Kratzer“ vor. Darin ist das Kunstwerk des berühmten Malers Leo Fauch „Das Tambacher Liebespaar“ eine Fälschung. Wie kann es dennoch auf dem Kunstmarkt verkauft werden?

Nach dem Hauptgericht, „saftiges Filet vom Duroc mit Rote Bete Schaum in einer Liason mit rosa Ente an fruchtiger Pflaumenportwein Demiglace“ las Dirk Henning Sutor aus Oldenburg den „Wettlauf mit dem Kreis des Lebens“. Bei ihm wurden vor 80 Jahren zwei Liebende auseinandergerissen. Dann schließt sich in Tambach-Dietharz für beide der Lebenskreis – aber auf welche Art und Weise?

Zwischen Essen und Lesen transportierte Pianist Raimund Schmidt Klassiker und Oldies in die Ohren der zufriedenen Gäste.

Die von der Jury vorgeschlagenen Preisträger wurden abschließend gemeinsam mit dem Publikumsvotum gekürt. Den ersten Platz erreichte Ilja Bohnet (1000 Euro), den zweiten Platz Dirk Henning Sutor und den dritten Platz Susanna Hübner (je 250 Euro).

Nach dem Wunderwasser- (2017) und dem Liebespaarkrimi (2019) sind in zwei Jahren die nächsten kulinarischen Verbrechen geplant. Bestimmt haben die findigen Tammicher und Deetherscher Bürger wieder einen passenden Anlass dafür.