Kreis Gotha. Täglich sind in Thüringen zehn Dentisten im Notfall da. Patienten müssen jedoch mitunter weite Wege auf sich nehmen – auch im Kreis Gotha.

Wer am Wochenende über Zahnprobleme klagt, muss in Thüringen für eine Behandlung mitunter weite Strecken auf sich nehmen. Diese Erfahrung hat Dieter Ernst, Leser dieser Zeitung, Anfang Februar gemacht. Dem Gothaer blieb nur, zu Praxen in Schmalkalden oder in Arnstadt zu fahren. Dieter Ernst spricht von einer Unterversorgung im Landkreis.

Strukturen können sich nicht an Grenzen der Landkreise orientieren

Dass nicht immer ein Zahnarzt aus dem eigenen Landkreis zur Verfügung steht, sei normal, erklärt Roul Rommeiß, stellvertretender Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Thüringen. Um den täglichen Notdienst zu organisieren, habe die KZV Strukturen schaffen müssen, die sich nicht an den Landkreisgrenzen orientierten. Am 26. Februar ist etwa der nächstgelegene Notdienst für Zahnleidende aus dem Ilm-Kreis in Erfurt oder in Suhl. Für manchen Ilm-Kreis-Bewohner ist aber auch die Anfahrt nach Waltershausen kürzer.

Notrufnummer informiert über Bereitschaft

Die KZV teilt jeden Tag zehn Praxen in Thüringen zum zahnärztlichen Notdienst ein. Wer die Notrufnummer 116 117 anruft, wird über Ärzte mit Bereitschaft informiert. Die Praxen sind rund um die Uhr telefonisch erreichbar und für eine festgelegte Zeit auch direkt in der Praxis anzutreffen.

Dieter Ernst beklagt, dass es einen derartigen Mangel an zahnärztlicher Versorgung selbst in der DDR nicht gegeben hätte. Und in der Tat, die Zahl der Zahnärzte geht zurück, bestätigt Roul Rommeiß. Beobachte man die Entwicklung, halbiere sich der Bestand in den kommenden zehn Jahren. Viele Kollegen gingen in den Ruhestand, ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. Im Durchschnitt seien Thüringer Zahnärzte 58 Jahre alt.

Investitionen in teure Gerätschaften für viele Ärzte nicht zu stemmen

„Viele entscheiden sich, ihre Praxis vorzeitig aufzugeben, weil sie anstehende Investitionen nicht mehr tätigen wollen“, sagt Rommeiß. Zahnärzte haben in letzter Zeit technisch aufrüsten müssen, um Telematikinfrastruktur zu gewährleisten. Über die Krankenkassenkarte sollen medizinische Informationen elektronisch schnell verfügbar sein. Dafür brauche es teures Gerät. Das werde zwar zu einem Teil refinanziert, doch diese Kosten wollen Zahnärzte kurz vor dem Ruhestand vermeiden.