Apfelstädt. André Gebser tritt für die Freie Demokratische Partei im Wahlkreis 16 (Gotha III/ Sömmerda I) um das Mandat für den Landtag an.

André Gebser wohnt mit seiner Familie, drei Generationen, in Apfelstädt in einer Straße, die Gleichenblick heißt. Der Name hält, was er verspricht. Von seinem Eckhaus aus kann er alle „Drei Gleichen“, die dem Thüringer so vertrauten Burgen, sehen. Wenn er auf den Autobahn nach Hause fährt, und die abends beleuchteten Burgen sieht, sagt der 44-jährige Wirtschafts-Fachwirt, werde ihm jedes mal klar: „Das ist die Heimat.“

André Gebser ist rund zwei Jahrzehnte im Nebenerwerb als Musiker mit der Band „Orange“ und auch allein unterwegs gewesen. Er spielte Rock, Pop und Lieblingslieder des Publikums aus vielen Musikgenres.

22 Jahre arbeitete er im Verkauf in der Telekommunikationsbranche, Mobilfunk und Festnetz betreffend. Zum Ende dieser beruflichen Phase war er Verkaufsleiter für mehrere Mobilfunk-Geschäfte, hat sich dann noch einmal qualifiziert und betreibt jetzt eine Handelsfirma für Lebensmittel-Spezialitäten.

Klare Gedanken nur bei der FDP

Eigentlich, sagt Gebser, habe er immer schwarz, also CDU gewählt, hat aber mit der FDP sympathisiert, betont er. Doch 2015, in der sogenannten Flüchtlingskrise, seien die Freien Demokraten die einzige Partei gewesen, die überhaupt einen klaren Gedanken formuliert hat. Während alle in dasselbe Horn bliesen, nur die einen in die eine und die anderen in die andere Richtung, kamen von den Liberalen differenzierte Töne. Doch die seien in den Massenmedien so gut wie nicht präsent gewesen.

„Da musst Du hin“, war daraufhin sein Gedanke und noch 2015 trat er in die FDP ein. Das war auch der Moment, in dem er spürte, im Herzen eigentlich schon immer ein Liberaler zu sein. Auch der ökologische Gedanke sei aus seiner Sicht zuerst in einem liberalen Parteiprogramm aufgetaucht. Bei den Grünen sei er längst abhanden gekommen. Er hat den Eindruck einer Tendenz bei den Grünen, die Individualität abschaffen zu wollen.

Gebser sagt, er liebe es, viel Kontakt mit Menschen zu haben. Er mag die Vielfältigkeit und damit das Individuelle. In einer Leitungsfunktion habe man selbstverständlich auch Differenzen. Die Stärke sei, miteinander zu reden und gegebenenfalls auch Kompromisse schließen zu können. „Wenn wir das verlernt haben, in der Firma, in der Politik, dann können wir den Laden schließen“, sagt er weiter.

Für Mandate kommunal und im Land kandidierte er zunächst nur auf den Listen. Doch als Vertreter des Landesverbandes ihn fragten, ob er auch zu einer Direktkandidatur bereit wäre, kam eine Ablehnung für ihn nicht in Frage. Wenn ein Sieg von vornherein sicher erscheint, kann jeder kandieren.

Wenn man seine Vorstellung von der Entwicklung und Gestaltung einer demokratisch verfassten Gesellschaft ernst meint, dann müsse man auch bereit sein, Gesicht zu zeigen und als Direktkandidat aufzutreten, wenn die Partei nominiert. Das gehöre dazu, sagt Gebser.

Er könne viel aufzählen, was ihm an liberalen Grundsätzen wichtig sei. Aber Gebser beginnt mit einem Zitat zur Meinungsfreiheit: „Ich missbillige, was du sagst, aber ich werde bis zum Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen.“

Zu viel Aufwand für kleine Firmen

Es wird oft Voltaire zugeschrieben, stammt aber Evelyn Beatrice Hall. Sie verwendete den Satz in ihrer Biografie über Voltaire als Illustration seiner Philosophie.

In der Wirtschaft findet es Gebser lähmend, wie viel Aufwand gerade für kleine Firmen durch die staatlich verordnete Bürokratie generiert wird. Er hat eine Firma mit gegründet. Es geht dabei darum, Marktnischen zu besetzen. Da muss man schnell sein und dann lähmen die Formalien. Nicht zuletzt deshalb rutscht Deutschland in der Statistik der Neugründungen immer weiter nach unten.

Gebser nennt Beispiele: „So wichtig die Berufsgenossenschaften für den Arbeitsschutz auch seien, es lähmt uns, immer wieder prüfen zu müssen, welche denn aktuell für uns zuständig ist.“ Er erinnert sich an eine Gewerbeimmobilie nahe einer Tankstelle im Erfurter Ortsteil Stotternheim. Eine Hälfte ist gut vermietet, die andere Hälfte steht komplett leer. Dort sollte eine Pension für Arbeitskräfte entstehen, die voraussichtlich nur zeitweilig in der Nähe des Einsatzortes wohnen wollen. Doch das war nicht möglich, weil das Gebiet als Gewerbegebiet ausgewiesen ist.

Doch die Bestimmungen, sagt Gebser, seinen kein Selbstzweck. Ausnahmen müssen unkompliziert entschieden werden können. „Wenn wir so weiter machen, haben wir bald griechische Verhältnisse“, fasst er das Problem zusammen.

Personennahverkehr in der Kritik

Der Steuerzahler ist der Wähler und das Geld fällt nicht vom Himmel. Das müssen Parlamente, gewählte Verwaltungsorgane wie Stadträte und Regierungen begreifen. Ein weiteres Beispiel sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Dort sei der Beitragszahler der Wähler. Er habe kein Problem damit, dass es einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt, unterstreicht Gebser. Doch offenbar sind die öffentlich-rechtlichen Anstalten zu einer Art Pfründen geworden. Öffentliche Gelder, wenn Sie zur Verfügung stehen, werden erfahrungsgemäß auch ausgeschöpft. Trotz Milliarden-Einnahmen haben die Anstalten nie genug Geld auf dem Konto, leisten sich aber ein Hauptstadtstudio für geschätzt 40 Millionen Euro. Ein gutes Programm, weniger Sender und mit dem Geld nicht so verschwenderisch umgehen, das wäre angesagt.

Unzufrieden ist Gebser wie viele mit dem Angebot im öffentlichen Personennahverkehr. André Gebser hat einen Sohn, der eine Lehre als Krankenpfleger absolviert. Er arbeitet im Helios-Klinikum. Doch weil die Schichten zeitlich so liegen wie sie liegen, braucht er nun ein kleines Auto, um zum Dienst zu kommen.

Sein Sohn ist 16 Jahre alt, damit auch das jüngste Mitglied im FDP-Kreisverband Gotha. Trotzdem ist sein Vater strikt dagegen, das Wahlalter auf 16 Jahre herab zu setzen. Er fürchte, dass kompromissloses Agieren dann noch mehr Raum greift.

In seiner Freizeit widmet sich der Wirtschafts-Fachwirt gern Oldtimern aus DDR-Produktion. Er ist deshalb auch Mitglied im Verein Automobilmuseum Eisenach. Im FDP-Kreisverband Gotha ist er einer der Stellvertreter von Vorsitzendem Christian Döbel.