Jena. Bis zum Jahresende fehlen dem Frauenzentrum Towanda 8000 Euro zur Deckung der Mietkosten. Ein Soli-Tag soll morgen helfen.

„Towanda“ ist finanziell in unruhiges Fahrwasser geraten. Das einzige verbliebene Jenaer Frauenzentrum – unter einst dreien – muss für seinen Vereinssitz in der Wagnergasse 25 noch 8000 Euro Mietkosten bis Jahresende berappen und weiß nicht genau, wie das zu schaffen sein soll. „Bekämen wir das nicht hin, würde es uns nächstes Jahr nicht mehr geben“, sagte Koordinatorin Beatrice Osdrowski. Im Juni 2020 steht der 30. Geburtstag des Frauenzentrums an, das seit 2007 in der Wagnergasse 25 untergebracht ist und mit diesen Angeboten wirbt: Kommunikation, Selbststärkung und Frauenwissen, Bewegung und Wohlbefinden sowie Kreativität.

Untervermietung klappt noch nicht

Am morgigen Donnerstag sollen die Einnahmen aus einem Solidaritätskonzert helfen, letzte Löcher zu stopfen. Ja, der Verein habe mit einer Mieterhöhung zu ringen gehabt, die von neuen Räumen herrühre, erläuterte Beatrice Osdrowski. Das betrifft das „Erzähl-Café“ im Erdgeschoss, das auch für die Deutsch-Kurse der Frauen aus Einwanderer-Familien genutzt werde. Vermietungen des Cafés an externe Gruppen seien noch nicht so gut angenommen worden wie erhofft; auch das Sponsoring für das Frauenzentrum „hat noch nicht so geklappt“, sagte Beatrice Osdrowski.

Vermieter der Wagnergasse 25 ist der kommunale Immobilieneigenbetrieb KIJ. Gleichwohl zeichnet sich nach Beatrice Osdrowskis Beschreibung gutes Entgegenkommen der Stadt ab. So seien im Sozialausschuss des Stadtrates jüngst Anträge auf Projekt-Zuschüsse bestätigt worden. Und beschlossen habe dieses Gremium auch, dass „Towanda“ 2020 weiterhin von der Stadt gefördert werde. Wie Beatrice Osdrowski darlegte, hat der Verein im diesjährigen Etat Aufwendungen von 204.000 Euro geplant.

Mehr und mehr Sozialberatung

Beispiele dazu: Vier Deutsch-Kurse – Osdrowski: „So viele wie nie“ – bietet „Towanda“ für je 15 Einwanderinnen an zwei Tagen pro Woche. Verbandelt damit ist die „rasant angestiegene“ Sozialberatung. Davon habe man nicht zuletzt die Lehrerinnen der Deutsch-Kurse entlasten müssen. Und so werde die seit einem Jahr bestehende Beratungsofferte „Migration ist weiblich“ sehr gut angenommen. Die zugehörige Projektstelle – von „Towanda“-Mitstreiterin Melanie Schulz bekleidet – wird auf drei Jahre vom Freistaat gefördert. An den beiden Sprechtagen Dienstag und Donnerstag berate sie pro Sprechstunde vier bis fünf Frauen, sagte Melanie Schulz. Hinzu kämen pro Woche zwei bis drei Einzelberatungen, die telefonisch vereinbart wurden oder sich aus den Sprechstunden ergaben. „Und: Mein Diensthandy wird sehr gut angenommen.“

Hilfe aus der Südkurve

Unübersehbar sei zudem, dass die von einheimischen Frauen genutzten Angebote für psychosoziale Beratungsgespräche mehr und mehr genutzt werden, berichtete Beatrice Osdrowski. „Da haben wir einen Anstieg von 20 bis 30 pro Jahr.“ Waren es 2017 zum Beispiel noch 260 Gespräche dieser Art, so stehen in diesem Jahr bereits deren 304 zu Buche.

In der Stadtgesellschaft darf sich „Towanda“ offenbar einer breiten Unterstützung sicher sein. Die Ultra-Fans des FC Carl Zeiss kämpfen seit Jahren für den Stadionneubau-Fall um den Erhalt ihres Stammplatzes unterm Slogan „Südkurve“ bleibt. Beim jüngsten Heimspiel des FCC soll in der Südkurve ein Transparent aufgetaucht sein mit dem Slogan „Towanda bleibt“.

Soli-Tag am morgigen Donnerstag in der Wagnergasse 25: ab 10 Uhr mit Info-Café und Soli-Küche im Erzähl-Café (Innenhof); ab 10 und ab 14 Uhr Energiebehandlung im 1. OG; ab 10, 11 und 12 Uhr Meditation, Tai Chi und QiGong im 2. OG. Gleichen Orts ab 14 Uhr Klangentspannung und ab 14.30 Uhr Achtsamkeit in Tanz und Bewegung. Soli-Konzert ab 19 Uhr nebenan im Café Wagner mit Delirium Tremens, Sad Neutrino Bitches, The Absence of Corners und Aika Akakomowitsch.