Jena. Regisseurin Lizzy Timmers pendelt am Mittwoch zwischen dem Pol des Originals und dem der Gegenwart.

Über Johann Sebastian Bach wissen wir wenig, und das, was wir wissen, wird überstrahlt von seiner Musik. Schier unendlich scheint sein Werk zu sein, Passionen stehen neben Kantaten, Vokalmusik neben Soli für das Cembalo. An dieser Stelle sei auf die sogenannten „Goldberg-Variationen“ eingegangen, von Bach als „Clavier Ubung bestehend in einer ARIA mit verschiedenen Verænderungen vors Clavicimbal mit 2 Manuale“ veröffentlicht.

Die Bezeichnung „Goldberg-Variationen“ erfolgte posthum auf Basis einer Anekdote, die der erste Bach-Biograf Johann Nikolaus Forkel erzählt: Demnach ist das Werk vom russischen Gesandten am Chursächsischen Hofe, Graf Kaiserling, für seinen Diener Goldberg in Auftrag gegeben worden. Von Schlaflosigkeit geplagt, ließ sich der Graf von Goldberg mithilfe der Variationen erheitern. Graf Kaiserling war von „seinen“ Variationen so begeistert, dass er Bach königlich entlohnte und nunmehr bei jeglicher Schlaflosigkeit Goldberg dazu aufforderte, ihm daraus vorzuspielen.

Wie der Titel des Werkes es bereits verrät, handelt es sich bei den Goldberg-Variationen um insgesamt 30 Variationen der zugrundeliegenden Aria, welche sowohl vorweg als auch nach der letzten Variation erklingt. Historisch waren die Goldberg-Variationen komponiert für ein Cembalo, jedoch lassen sich die Goldberg-Variationen im 21. Jahrhundert nicht mehr ohne die Interpretation Glenn Goulds auf dem Piano denken.

Karten gibt es auch für die Generalprobe

In „Bach – Tanztheater zu den Goldberg-Variationen“ spielt der belgische Musiker George van Dam die Goldberg-Variationen auf einem zwei-manualigen Cembalo – ganz im Geiste Bachs. Überhaupt verortet sich der Abend zwischen dem Pol des Originals und dem der Gegenwart. Wo Graf Kaiserling ins Träumen und dem Schlafe näher kommt, beginnt auf der Bühne die Interpretation, eine heutige Bewegungssprache übernimmt die klassische Musik und vergegenwärtig sie in Bewegung, in auseinander driftenden Soli und Momenten der Gemeinschaft.

Auf Seite der Tradition finden wir den Musiker George van Dam, welcher sich seiner Profession widmet; er musiziert. Ihm gegenüber stehen die Schauspielerin Henrike Commichau und der Cellist Simon Lenski, die beide tanzen, sich also in einem Medium bewegen, in welchem sie nicht ausgebildet sind. Daraus ergibt sich eine Spannung, die immense assoziative Spielräume eröffnet und zwischendrin immer wieder von Gemeinschaft, von Hoffnungen und von Ängsten erzählt.

Die Regisseurin Lizzy Timmers schafft den auf der Bühne Stehenden somit einen Freiraum, einen Ort, in dem Bewegung Experiment sein darf, und in dem Tanz immer auch Persönlichkeit ist. Sie lässt uns die Menschen auf der Bühne kennenlernen.

Karten für die Premiere am 6. November sowie für die Generalprobe am 5. November verkauft die Tourist-Information Jena. Für die Abendkasse kann man sie sich über tickets@theaterhaus-jena.de oder 03641/886944 reservieren lassen.