Wie ist damals mit den Menschen umgegangen worden? Diese Frage zu den Aktivitäten der Treuhand nach dem Zusammenbruch will Bodo Ramelow (Linke) seit vorigem August in einer wissenschaftlichen ...

Wie ist damals mit den Menschen umgegangen worden? Diese Frage zu den Aktivitäten der Treuhand nach dem Zusammenbruch will Bodo Ramelow (Linke) seit vorigem August in einer wissenschaftlichen Aufarbeitung klären. Es ist sicher kein Zufall, dass ihm das Reizthema kurz vor dem Wahljahr einfiel – seine Partei bekommt als Anwalt der Wendeverlierer gerade harte Konkurrenz.

Ebenso wenig wie es zufällig wirkt, dass im Mai der Nordthüringer AfD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Pohl für die Zeit nach den Landtagswahlen ankündigte, Untersuchungsausschüsse zur Treuhand in den ostdeutschen Landesparlamenten beantragen zu wollen. Beide Parteien wollen das Thema für sich besetzen.

Mit seinen Besuchen gestern bei Nordbrand und im März bei Schachtbau – damals in der Entourage des Bundespräsidenten – scheint Ramelow seine Strategie der Seelenmassage (zumindest für die Nordhäuser) nun aus einer anderen Richtung zu fahren: Beide Unternehmen haben es erfolgreich aus der Nachwendezeit geschafft. Ramelow will mit diesen Beispielen Selbstbewusstsein stärken und es abschütteln, das oft selbst gepflegte Image der vergessenen Verlierer. Und es könnte die bessere Strategie sein: Die Versäumnisse von einst sind unumkehrbar. Die Lehre sollte eine stärkere Hinwendung der Politik zu einer selbsttragenden ostdeutschen Wirtschaft sein, wie sie der Landeschef gerade betont. Doch damit das hier auch glaubhaft erscheint, sollte sich endlich etwas im Industriegebiet tun. Sonst muss sich die Landesregierung selbst bald fragen lassen, wie sie mit den Leuten umgeht. Zu oft hat Nordhausen schon gehört, dass Planungen angelaufen sind und nur noch Tinte trocknen muss.