Nordhausen. Die Angst vor dem Corona-Virus ist im Landkreis Nordhausen jetzt verstärkt in den Apotheken, Arztpraxen und Reisebüros spürbar.

„Nein, haben wir nicht mehr.“ Das ist mittlerweile die häufige Antwort in den Apotheken im Südharz auf die Frage nach Atemschutzmasken. „Schon seit zwei Wochen sind diese nicht vorrätig“, berichtet Inhaberin Kathrin Göpffarth von der Apotheke am Theater in Nordhausen. Das betreffe sowohl die herkömmlichen grünen Papiermasken, von denen sie 500 im Bestand hatte, als auch die mit Filter bestückten FFP-Masken, die ohnehin nur vereinzelt vorhanden waren. Rolf Richter, Chef der Apotheke am Stadtpark, sagt: „Zwar bekommen wir noch einige Kauf-Angebote von Online-Händlern“, aber die seien völlig überteuert.

Die Apotheker spüren zugleich eine immens steigende Nachfrage betreffs Desinfektionsmitteln. So geht bei Kathrin Göpffarth mittlerweile auch das Spray für die Hände zur Neige. „Ich bemühe mich aber schnellstens um Nachschub.“ Rolf Richter hat von einem Großhändler wieder 40 neue Flaschen Sagrotan erhalten. Normalerweise würde dieser Vorrat ein halbes Jahr reichen. „Doch allein im Februar lag der Verbrauch bei 50 Flaschen.“ Beide bemerken, dass die Kunden einen ausgeprägten Wunsch nach Aufklärung haben. Viele Menschen seien verunsichert, nachdem die registrierten Fälle der Lungenkrankheit Covid-19 in Deutschland zunehmen. „Besonders chronisch Kranke entwickeln Angst“, stellt Kathrin Göpffarth fest. „Wir versuchen zu beruhigen, Panikmache ist jetzt überhaupt nicht gut.“ Rolf Richter bestätigt das, verweist jedoch mit Blick auf die Aussagen des Robert-Koch-Instituts auf einen gewissen „Ernst der Lage.“ Umso wichtiger sei eine entsprechende Vorsorge. Für diese raten die Apotheker zur Stärkung des Immunsystems unter anderem auf eine gesunde Ernährung. Zudem wäre günstig, größere Menschenansammlungen zu meiden. Und jeder solle häufig die Hände waschen.

Empfehlungen, die medizinisch ohne Einschränkung geteilt werden. Die Anlaufstellen in der Region sind dabei derzeit stark besucht, es gebe „viel zu tun“, heißt es aus den verschiedensten Arztpraxen. Der Nordhäuser Allgemeinarzt Ulrich Konschak bezeichnet das aber nicht als verwunderlich, „es ist in dieser Jahreszeit auch völlig normal, mehr Erkältungs- und Grippe-Patienten zu haben.“ Das sieht Claudia Spiller in Niedersachswerfen ebenso, „die jetzige Infektwelle ist nicht außergewöhnlich“, sagt die Medizinerin.

Auffällig ist für beide allerdings, dass das Corona-Virus in vielen Gesprächen nun thematisiert wird, eine Verunsicherung bei den Patienten wäre spürbar. „Ich versuche, beruhigend zu wirken“, sagt Claudia Spiller. Sie rät den Patienten, täglich die Informationen des Robert-Koch-Instituts zu verfolgen.

Ulrich Konschak wünscht sich als Arzt jedoch auch mehr Unterstützung. Es hätte unter anderem an Info- und Aufklärungsmaterial gemangelt Die ersten Corona-Fälle seien im Januar aufgetreten, seitdem hätte sich für die Arzt-Praxen zunächst wenig geändert. „Obwohl die Dimension ja jetzt eine andere ist.“ Ihm hätte lange ein richtiger Krisenplan gefehlt, man dürfe nicht außer Acht lassen, dass die Gefahr drohe, dass bald auch medizinisches Personal ausfällt. „Und dann?“, fragt er eher rhetorisch, ohne eine genaue Antwort zu kennen. „Wir brauchen eine Anleitung für detaillierte Schritte, wie wir uns bei Verdachtsfällen verhalten sollen.“ Deshalb sei er froh, dass am frühen Freitagnachmittag eine „ergänzende Handlungsanweisung“ durch das ansässige Gesundheitsamt erfolgt sei. „Nun gibt es einen Ansprechpartner, den ich erreichen und bei einem Verdacht auch kontaktieren kann.“ In seiner Praxis würden alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden, so sei neben der üblichen Desinfektion inzwischen auch jeglicher Handschlag untersagt. Er bittet Patienten diesbezüglich um Verständnis. Vor allem darum, bei einem Verdacht, nicht die Praxis aufzusuchen, sondern sich mit dieser telefonisch in Verbindung zu setzen.

Mehr als üblich klingelt auch in den Reisebüros das Telefon. So drehen sich im Reisebüro Feldner 80 Prozent der Anrufe derzeit nur um das Corona-Thema. „Die Leute sind besorgt und verunsichert, fragen wegen Umbuchung und möglicher Stornierungen“, berichtet Renate Paetzold. Doch derzeit sei das – bis auf China – ja nicht Kosten erstattend möglich, da es auch keine offizielle Reisewarnung gebe. Man stelle fest, dass weniger gebucht wird. „Nach Italien will derzeit überhaupt niemand.“ Die Zurückhaltung passiere nicht nur aus Angst vor dem Virus, sondern „weil die Leute auch Bange haben, bei einer Kreuzfahrt mehrere Tage in Quarantäne verbringen zu müssen“.