Eigentum, die heilige Kuh: Man muss als Politiker nur davon sprechen, das Gebäude eines Privatmanns abzureißen, da wird man sofort in die SED-Ecke geschoben und mit Beleidigungen überzogen. „Enteignung durch ...

Eigentum, die heilige Kuh: Man muss als Politiker nur davon sprechen, das Gebäude eines Privatmanns abzureißen, da wird man sofort in die SED-Ecke geschoben und mit Beleidigungen überzogen. „Enteignung durch die Landgrafen!“, schreit es da in den sozialen Netzwerken. So geschehen Anfang Juli, als der Kreisausschuss den Abriss eines Sanatoriums in Sülzhayn auf den Weg brachte.

All die Krakeeler dürften das Gebäude gar nicht oder nur von Ansichtskarten aus Zeiten kennen, als Sülzhayn noch ein Kurort mit Weltruf war. Angesichts des heutigen Zustands war es der richtige Schritt, hier mit Baggern statt wieder neuen Mahnschreiben zu agieren. Wenn zögernde Politiker gewartet hätten, bis Ziegel auf Autos – oder schlimmer noch Kinderwagen – geprasselt wären, hätte es noch heftigere Kritik gehagelt. Nach meinem Geschmack dürfte der Kreisausschuss noch viele solcher Entscheidungen treffen. Eigentum verpflichtet nun einmal. Wem das nicht bewusst ist, der muss mit den Folgen leben.

Und die Kosten für die kommunalen Kassen sind gut angelegt: Sozialforscher sprechen nicht zu Unrecht von einer Theorie der zerbrochenen Fenster, wollen sie den direkten Zusammenhang zwischen dem Verfall von Stadtgebieten und ihrer Attraktivität und der Kriminalität erklären. Wollen wir mehr Menschen zum Wohnen in den Südharz locken, sollten wir uns von Ruinen trennen oder eine wirklich gute Idee für ihren Erhalt haben.