Wann ist es eigentlich cool geworden, ständig laut zu sein? In den 60ern wird es nicht gewesen sein. Nicht in dem Jahrzehnt, in dem Simon und Garfunkel mit „The Sound ...

Wann ist es eigentlich cool geworden, ständig laut zu sein? In den 60ern wird es nicht gewesen sein. Nicht in dem Jahrzehnt, in dem Simon und Garfunkel mit „The Sound of Silence“ dem Klang der Stille eine Hymne schrieben. Und nur ein Jahr darauf ein schweigender Revolverheld in „Für eine Handvoll Dollar“ schneller schoss als ein schreiender Wüterich. Warum sind heute alle wie Klaus Kinski und nicht wie Clint Eastwood, wenn sie mit ihren Bluetooth-Lautsprechern den Gehweg vor meinem Büro zu ihrem neuen Petersberg erklären? Es muss wohl in den 90ern begonnen haben. Oder hätte Depeche Mode sonst schon zu Beginn dieses Jahrzehnts mit dem Lied „Enjoy the Silence“ prophetisch aufgefordert, die Ruhe zu genießen?

Mittlerweile bin ich weit davon entfernt, noch genießen zu können: Schon im Supermarkt wird man beschallt mit Dudelmusik, die eher von Sadisten als Komponisten zu sein scheint. An der Arbeit vermengen sich Klingeltöne drei dienstlicher Telefone mit schrillen Sounds diverser Nachrichtenprogramme. Und daheim? Da höre ich in nur einer Nacht mehr Musik der Böhsen Onkelz als in meiner gesamten Dorfjugend. Der Krach tönt von derselben Kreuzung hinauf, die nach Sonnenuntergang offenbar nur noch mit quietschenden Reifen befahren werden kann.

Wann hat das angefangen? Und wie soll es enden?