Christusdorn: Die Liebenröder Pfarrerin Sabine Wegner wagt einen Blickwechsel.

Mit buntem Band zieht der Frühling ins Land. Die Natur vor dem Fenster erwacht und schlägt Kabolz, während uns, mit einem Corona-Virus an der Ferse, Langsamkeit und Stillstand verordnet wird, der mancherorts schon geisterhaft wirkt. Eine gute Nachricht für die Kröten, die Straßenseite zu wechseln. Wir müssen im Zimmer auf dem Sofa bleiben und so Menschenleben retten, neben denen, die an vorderster Front gegen das Virus kämpfen.

In manchen Kirchen werden ab dem kommenden Sonntag Judica die Kreuze mit Tüchern verhangen. Die alte Tradition des Augenfastens. Der Vorhang vor dem Allerheiligsten – wieder verschlossen. Verstrickt in Sünde können wir Gott nicht nahe sein. Wir werden zurückgeworfen auf das Leid, dass die Schöpfung in vielfältiger und ungerechter Weise trifft.

Die Krise trifft die einen nur am Rande, die anderen, zum Beispiel die Flüchtenden oder die Schwachen, in aller Härte. Die einen können die Verordnungen im Garten und mit Homeoffice genießen, anderen fällt die Decke auf den Kopf oder sie bangen um ihre Existenz.

Die Welt wird nach der Pandemie nicht mehr dieselbe sein. Diese Veränderung gilt es, als Chance zur Umkehr zu begreifen. Gott will das Unheil nicht. Er ruft uns zu Gehorsam, auch wenn er uns schmerzhaft unbegreiflich bleibt. Kein Kadavergehorsam, sondern das „Horchen“ auf die Stimme des Lebens ist gemeint, die wir so gern ausblenden.

Wenden wir uns demütig jener Erde zu, die noch unter unseren Füßen verblieben ist. Kehren wir auch ohne Verordnung nach Hause zurück – ins „oikus“, auf griechisch „Oikeien, das Zimmer hüten“! Nur, dass das Zimmer inzwischen die ganze Welt geworden ist.

Üben wir Ökumene und arbeiten gemeinsam an unserem Schöpfungsauftrag. Nicht das Unheil hat das letzte Wort, sondern das Heil, das uns von Gott verheißen ist. Ostern, an dem der Vorhang fällt und der Blick wieder frei wird, sehen wir, die Geschichte wird zum Leben enden, auch durch das Leid hindurch.