Der Nordhäuser Pfarrer Wolf-Johannes von Biela mit dem Wort zum Sonntag.

Kann es sein, dass unter uns und um uns die Gräben tiefer und die Töne rauer werden? Parkhaus-Pläne, Wacker-Insolvenz oder Corona-Regeln: Wir streiten uns härter, schneller und lauter. Die Wellen schlagen höher, und der Puls geht schneller als sonst. Online und offline. Oder aber ich bin dünnhäutiger geworden in den vergangenen Wochen. Vielleicht ja beides. Jedenfalls fühlt es sich nicht gut an. Zwischen Masken-Verweigerern, ängstlichen Spaßverderbern und System-Umstürzlern. Driften wir auf eine tief gespaltene Gesellschaft zu?

Ich finde – mal wieder – in meinem Glauben eine „gute Nachricht“. Und die heißt: Versöhnung ist möglich! Immer wieder – von der Sintflut bis zur Kreuzigung – erzählt die Bibel von Versöhnung. Als ob der geheime Untertitel der Bibel hieße: Neuanfang statt Blockade – „Start-up“ statt „Lock-down“!

Es wird eine Zeit geben, in der Corona nicht mehr unseren Alltag prägt. Aber damit wird nicht alles Traurige, Verletzende und Zersetzende dieser Wochen vom Tisch sein. Für Versöhnung werden wir das alte Wort „Vergebung“ brauchen, um Wunden zu heilen. Denn wir werden Fehler gemacht haben. Ich werde Fehler gemacht haben. In der Einschätzung der Situation, in meinem Umgang oder Nicht-Umgang mit Menschen, in meinem Tun oder Lassen.

Ich hoffe und glaube, dass im Großen wie Kleinen, in unserem Land wie unserer Stadt ein Neuanfang unter Menschen möglich ist. Gott sei Dank: „Startup statt Lockdown!“